Arbeiten mit Harninkontinenz: Welche Jobs sind gut geeignet?
Harninkontinenz ist ein weit verbreitetes Problem. Für Betroffene sind einige Jobs gut, andere weniger gut geeignet, um mit Inkontinenz zu arbeiten.
Schätzungen sagen aus, dass in Deutschland bis zu 9 Millionen Menschen an Harninkontinenz leiden. Die hohe Zahl erklärt sich dadurch, dass laut medizinischer Definition eine Harninkontinenz bereits dann vorliegt, wenn auch nur ein Tropfen Urin unfreiwillig ausgeschieden wird. Daraus geht auch hervor, dass Harninkontinenz kein Problem alter Leute oder von zahlenmäßig relativ kleiner Gruppe wie Schwangeren ist.
Viele Betroffene sind mitten im erwerbsfähigen Alter. Sie müssen es lernen, mit ihrer Harninkontinenz zu leben. Das Problem ist zwar therapierbar, die Behandlung zieht sich jedoch in der Regel über Monate, wenn nicht Jahre, hin. Unter Umständen kann das einen Wechsel des Berufs erforderlich machen.
Arbeiten im Homeoffice – die ideale Lösung
Sollte die Möglichkeit bestehen, dass Sie im von zu Hause arbeiten können, ist das ein Glücksfall. Sie sollten jedoch wissen, dass Arbeiten im Homeoffice nicht dasselbe ist wie Heimarbeit. Arbeiten im Homeoffice setzt eine Ausbildung oder zumindest einen gewissen Grad von Berufserfahrung voraus.
Bei Heimarbeit handelt es sich dagegen um ungelernte Tätigkeiten, die praktisch von fast allen ausgeübt werden können. Zu den beliebtesten Jobs im Homeoffice gehören:
- Texter
- Übersetzer
- Lektor & Korrektor
- Programmierer
- Software- und App-Entwickler
- Grafikdesigner
- Mediengestalter
- Sekretärin
- Call Center Mitarbeiter
- Kundenbetreuer
Die Aufzählung ist keineswegs vollständig. In letzter Zeit bieten immer mehr Firmen reguläre Jobs im Homeoffice an.
Einen Teil der Tätigkeiten können Sie sowohl in einem festen Beschäftigungsverhältnis als auch freiberuflich ausüben. Angestellte müssen sich an die Regeln ihres Arbeitgebers halten, hier sind Arbeitszeiten und Urlaubsregeln besonders zu nennen.
Arbeit von Zuhause bedeutet auch Arbeiten und nicht mit anderen Themen beschäftigen. Sicherlich ist es von Vorteil die oftmals längeren Arbeitswege einsparen zu können und somit steht einem mehr private Zeit zur Verfügung.
Leider bewahrheitet es sich auch immer wieder, dass das Arbeiten im Homeoffice dazu führt, länger zu arbeiten und auch schlechter Abschalten zu können.
Andererseits sind sie pflichtversichert und sie zahlen Beiträge in die Rentenversicherung. Freiberufler sind niemandem Rechenschaft schuldig, jedoch müssen Sie die Arbeit für Ihre Kunden erledigen, denn sonst gibt es auch keine finanzielle Entlohnung. Sie können arbeiten, wo und wann sie wollen. Allerdings müssen sie alle Versicherungsbeiträge selbst bezahlen und sich auch selbst um ihre Altersvorsorge kümmern.
Präsenz-Jobs für Menschen mit Harninkontinenz
Welche Tätigkeiten eine Person mit Harninkontinenz verrichten kann, hängt unter anderem davon ab, wie stark die Inkontinenz ausgeprägt ist, um welche Art der Tätigkeit es sich handelt und wie tolerant der Arbeitgeber ist.
Grundsätzlich geeignet sind Berufe mit leichter körperlicher Belastung und mit einem gewissen Freiraum. Damit ist gemeint, dass die Mitarbeiter jederzeit die Toilette aufsuchen können und sich notfalls auch umziehen können. Darunter fallen zum Beispiel viele Bürotätigkeiten aber auch einige Lagerarbeiten, Gebäudereinigung oder ausgewählte Handwerksberufe.
Welche Präsenz-Jobs sind ungeeignet?
Alle Tätigkeiten mit schwerer körperlicher Arbeit, weil durch das Tragen von Lasten und viel Bewegung die Inkontinenz gefördert wird. Ebenso wenig geeignet sind Jobs, bei denen der Arbeitsplatz nicht verlassen werden kann.
Dazu gehören Fließband- oder Akkordarbeit, Kraftfahrer, Staplerfahrer, Kranfahrer und Lokführer, aber auch Berufe, bei denen es auf gute körperliche Hygiene ankommt oder ein enger Kontakt zu Kunden besteht.
Wie finde ich einen Job als Inkontinenter?
Wenn Sie auf der Suche nach einem neuen Job sind, hängt es von den Umständen ab, ob Sie verpflichtet sind, dem neuen Arbeitgeber über Ihr Problem zu informieren. Wenn die Harninkontinenz nicht zu stark ist und sie damit im Arbeitsalltag zurechtkommen, besteht kein Grund, den Arbeitgeber zu informieren.
Anders sieht es aus, wenn durch die Blasenschwäche Ihre Arbeitsleistung gemindert ist oder Sie bestimmte Konditionen benötigen. Hierzu zählt öfters eine kurze Pause, Arbeitsplatz nahe am Ausgang oder der Toilette. In solchen Fällen sind Sie verpflichtet, den Arbeitgeber zu informieren.
Harninkontinenz bei bestehendem Job
Blasenschwäche kann langsam, aber auch plötzlich, beispielsweise als Folge eines Unfalls oder einer Operation, auftreten. Es gilt dasselbe Prinzip wie bei der Bewerbung für einen neuen Job. So lange es Ihre Arbeit nicht beeinflusst, ist es Ihre Privatsache.
Sollte die Harninkontinenz jedoch Auswirkungen auf Ihre aktuelle Tätigkeit haben, müssen Sie es dem Arbeitgeber mitteilen. Sie können sich zur Beratung an den Betriebsrat, die Gewerkschaft oder die Mitarbeitervertretung wenden. Die Kollegen sind diskret und bieten Unterstützung. Wenn Sie ein körperliches Leiden haben, ist der Arbeitgeber verpflichtet, Bedingungen zu schaffen, die dem Arbeitnehmer ermöglichen, trotzdem seine Arbeit zu leisten.
Das gilt allerdings nur, wenn das Leiden nur vorübergehender Art ist. Bei einer permanenten Verminderung der Arbeitsleistung hat der Arbeitgeber das Recht, das Arbeitsverhältnis zu beenden.
Chance zum Neubeginn
In jeder Krise stecken auch Chancen. Das kann auch der Fall sein, wenn Sie an einer Harninkontinenz leiden und deshalb Ihre alte Tätigkeit nicht länger ausüben können. Sie können das als Anlass für eine Umschulung nehmen und mit etwas völlig Neuen beginnen, vielleicht etwas, was Sie bis jetzt als Hobby ausgeübt haben oder was sie besonders interessiert.
Sie können sich unter anderem an die zuständige Arbeitsagentur wenden und sich beraten lassen. Nicht selten ist es auch empfehlenswert, sich privat weiterzubilden. Es gibt Kurse an den Volkshochschulen und eine Reihe von Angeboten für Fernkurse.
Unter Umständen können Sie eine staatliche Förderung in Anspruch nehmen. Es gibt beispielsweise Bildungsgutscheine, günstige Bildungskredite oder auch Bafög. Kompetente Ansprechpartner sind die Arbeitsagentur, die KfW Bank, die IHK und die Handwerkskammer.
Was sollten Sie auf keinen Fall tun?
Sie dürfen auf keinen Fall aufgeben und bei den ersten Problemen die Flinte ins Korn werfen. Harninkontinenz ist langwierig aber heilbar. Geben Sie sich nicht selbst auf, sondern kämpfen Sie. Vor allem eine Sache sollten Sie auf keinen Fall tun: kündigen.
Kämpfen Sie mit allen Mitteln für Ihre Rechte. Wenn der Arbeitgeber Ihnen die Kündigung ausspricht, versüßt er Ihnen vielleicht den Abschied mit einer Abfindung. Kündigen Sie selbst, haben Sie nichts zu erwarten und bekommen eine Sperre durch die Arbeitsagentur.
Fazit: Arbeiten mit Harninkontinenz ist möglich
Die beiden scheinbar gegensätzlichen Dinge lassen sich in vielen Fällen durchaus miteinander vereinen. Es gibt eine Reihe von Inkontinenz-Hilfsmitteln, die Ihnen ein normales Leben ermöglichen, selbst wenn Sie an Blasenschwäche leiden.
Sollten Sie Ihre frühere Tätigkeit wegen der Harninkontinenz doch nicht mehr ausüben können, machen Sie die Krise zur Chance und wagen eine berufliche Neuorientierung. Sie können sich weiterbilden oder auch den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Informieren Sie sich bei kompetenten Anlaufpartnern über Ihre Möglichkeiten!
Weiterführende Links:
- unicum.de: Berufsorientierung – Arbeiten von Zuhause: Die 12 besten Jobs fürs Home Office
- arbeitsrechte.de: Was ist ein leidensgerechter Arbeitsplatz?
- rehadat-bildung.de: Wieder einsteigen: In welchem Beruf kann ich arbeiten?
- faktumblog.de: Berufliche Neuorientierung bei gesundheitlichen Einschränkungen