Peter S., Teil 29: Urlaub trotz Inkontinenz: Meine Reise nach Ecuador
Erfahrungsbericht Reise als Inkontinenter nach Südamerika
In meinem aktuellen Beitrag geht es um Erlebnisse während meiner Reise nach Ecuador. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Thema Urlaub trotz Harninkontinenz.
Wegen meiner niedrigen Rente und den hohen Lebenshaltungskosten habe ich mich entschlossen, Deutschland zu verlassen. Weil deutsche Rentner relativ leicht eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen und ich persönliche Kontakte im Land habe, entschied ich mich für Ecuador.
Das Land liegt im Nordwesten Südamerikas, an der Küste des Pazifiks. Ecuador ist etwas kleiner als Deutschland und hat knapp 18 Millionen Einwohner. Das Land ist durch seine große landschaftliche Vielfalt geprägt, die vom Regenwald im Amazonasbecken über die schneebedeckten Gipfel der Anden und wüstenartige Gebiete bis zu den Mangrovenwäldern an der Küste reicht.
Die weltberühmten Galapagos-Inseln gehören ebenfalls zu Ecuador. Meine Reise führte mich in die Küstenmetropole Guayaquil, die mit ca. 3 Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes (noch vor der Hauptstadt Quito) ist. Ich verbrachte 4 Wochen in Guayaquil, um festzustellen, ob ich dort leben könnte. Mein Eindruck ist positiv.
Über die Vorbereitung und die Flugreise habe ich den Artikel Fliegen trotz Inkontinenz geschrieben, sodass ich auf das Thema nicht noch einmal eingehen möchte.
Die Versorgung mit Hilfsmitteln im Urlaub
Da ich seit einer Prostatektomie an Harninkontinenz leide, hat mich das Thema natürlich besonders interessiert. Vorsichtshalber brachte ich mir 2 Pakete mit Einlagen mit.
Zur Beurteilung der Versorgungslage mit aufsaugenden Inkontinenzhilfsmitteln sah ich mich aufmerksam in den Geschäften und Supermärkten um. Nach etwas Suchen fand ich in großen Supermärkten (Mi Commissariato) in der Drogerieabteilung ein relativ großes Angebot.
Überraschenderweise war Tena aus Europa die dominierende Marke. Ich hatte eher amerikanische Marken erwartet. In den Regalen sah ich nur die Marken Tena und Prudential. Erhältlich waren folgende Arten von Produkten:
Andere Länder haben keine gute Inkontinenzversorgung
Die in Deutschland weitverbreiteten Vorlagen und Einlagen suchte ich dagegen vergeblich. Es gibt zwar jede Mengen Einlagen, allerdings nur Damenbinden.
Die Preise für aufsaugende Hilfsmittel sind relativ hoch. Tena verlangt für 10 Inkontinenzpants 7,69 US Dollar (Ecuador benutzt US-Dollar als Landeswährung). Dazu kommt noch die Mehrwertsteuer. Man muss bedenken, dass der Mindestlohn im Land unter 400 $ liegt.
Inwieweit private Krankenversicherungen die Kosten übernehmen, kann ich nicht sagen. Das staatliche Gesundheitswesen IESS trägt sie mit Sicherheit nicht, da es unter starken Budgetkürzungen leidet.
Zwecks Marktforschung ging ich einmal auch in eine Apotheke und erkundigte mich dort nach Inkontinenzhilfsmitteln. Überraschenderweise gab es keine im Sortiment. Der Apotheker zeigte mir lediglich eine Packung Slipeinlagen von Tena. Die waren jedoch sehr dünn und bestenfalls für eine Tröpfchen-Inkontinenz geeignet.
Inkontinenz in der Öffentlichkeit: Im Ausland oft ein Tabu!
Soweit ich das mit meinem schlechten Spanisch beurteilen konnte, gehört Harninkontinenz in Ecuador zu den Tabuthemen. Weder in den Medien noch in der Werbung spielt es eine Rolle.
In Deutschland ist es beispielsweise in den letzten Jahren üblich geworden, dass unter anderem Tena Werbung für Inkontinenzprodukte im Fernsehen und in Printmedien macht. In Ecuador konnte ich nichts dergleichen beobachten. Wie in vielen südamerikanischen Ländern herrscht in Ecuador eine Macho-Kultur (wenn auch nicht so stark wie in Brasilien oder Venezuela).
Harninkontinenz verträgt sich aber nicht mit dem Macho-Image und wird deswegen unter den Teppich gekehrt. Dass es aber auch in Ecuador Harninkontinenz gibt, bezeugt der Fakt, dass es in jedem größeren Supermarkt mehrere Regale mit Hilfsmitteln gibt.
Wie sieht es mit öffentlichen Toiletten aus?
Wie jeder weiß, der an Harninkontinenz leidet, ist diese Frage extrem wichtig. Nichts ist unangenehmer als in einer fremden Stadt unterwegs zu sein, plötzlich auf Toilette gehen oder die Einlage wechseln zu müssen und nirgendwo ist ein stilles Örtchen in Sicht.
In diesem Punkt ist die Situation in Guayaquil deutlich besser als in vergleichbaren deutschen Städten. Zumindest in den stark von Touristen frequentierten Gebieten gibt es reichlich öffentliche Toiletten. Sie sind sauber und ordentlich. Man sieht kaum Graffiti und andere Schmierereien.
Mehrere Fast-Food-Läden schließen sich zu sogenannten “Patio de Comidas” zusammen. Das sind große Hallen, die den Kunden klimatisierte Räume mit Sitzgelegenheiten und sanitären Einrichtungen bieten. In so einem Patio de comidas findet man einheimische und internationale Fastfood-Läden unter einem Dach.
In Ecuador, wie in ganz Südamerika, darf man übrigens kein Papier in die Toilette werfen, weil die Abwasserleitungen dafür nicht konzipiert sind und verstopfen würden. Neben jeder Toilette steht deshalb ein großer Abfallbehälter für Papier. Für Menschen mit Harninkontinenz ist das ein Vorteil, weil man dort die gebrauchten Einlagen diskret entsorgen kann.
Inkontinente Personen müssen doppelt auf ihre Gesundheit Acht geben!
Ich trat die Reise mit gemischten Gefühlen an. Schließlich hört man viele Geschichten über Touristen, die auf Reisen in tropische Länder krank werden. Die Stadt Guayaquil ist zudem für ihr feuchtheißes Klima bekannt. Überraschenderweise habe ich die Reise aber gut überstanden und kam gesund nach Hause.
Weder litt ich an dem gefürchteten Brechdurchfall, noch wurde ich von Moskitos geplagt oder hatte Fieber oder Hautausschläge. Zur Vorbeugung ließ ich mich bereits in Deutschland gegen Gelbfieber, Cholera, Diphtherie und Typhus impfen und war vorsichtig bei der Wahl von Obst und Salaten.
Ich aß nur Obst, dass man schälen kann oder aus der Schale isst, wie beispielsweise Bananen, Papayas und Baumtomaten. Salate verzehrte ich nur in Restaurants, die sauber waren.
Die hohe Luftfeuchtigkeit war sogar positiv. Sie bewirkte, dass mein Mund beim Schlafen nicht so trocken wurde wie in Deutschland.
Probleme mit dem Jetlag
Die einzigen gesundheitlichen Probleme bereitete mir der Jetlag. Die Ortszeit Ecuadors liegt 6 Stunden (während der Sommerzeit 7 Stunden) hinter der deutschen Zeit zurück. Das machte mir zu schaffen. Abends wurde ich zwischen 20 – 21 Uhr Ortszeit von starker Müdigkeit übermannt, sodass ich beim besten Willen nicht wach bleiben konnte.
Dafür wachte ich dann regelmäßig früh gegen 3 Uhr auf und konnte nicht mehr schlafen. Ich machte das Beste aus der Situation, indem ich die Zeit zum Arbeiten am Laptop nutzte. Bei meiner Rückkehr nach Deutschland war es umgekehrt.
Abends konnte ich nicht einschlafen und war bis 1 oder 2 Uhr morgens wach. Normalerweise ging ich immer gegen 22 Uhr schlafen. Nach ein paar Tagen normalisierte sich mein Biorhythmus. Da ich Rentner bin und nebenbei von daheim arbeite, spielte die Thematik für mich aber nur eine untergeordnete Rolle.
Fazit: Meine persönlichen Erfahrungen mit Urlaub trotz Inkontinenz
Auch auf diesem Gebiet habe ich positive Dinge zu berichten. Ich hatte den Eindruck, dass der Harnverlust in Guayaquil deutlich geringer war als in Deutschland. Vielleicht lag es an der Ernährung: viel Reis, Meeresfrüchte, Geflügel, Obst und Gemüse. Ich trank Saft, natürlich Kaffee. Softdrinks nur in Maßen.
In Guayaquil musste ich nicht einmal mit nassen Hosen herumlaufen (was in Deutschland leider schon öfter geschah). Das lag aber daran, dass es mehr öffentliche Toiletten gab und ich immer Einlagen zum Wechseln dabei hatte.
Alles in allem war meine Reise ein Erfolg. Als Urlaubsziel für Deutsche ist Ecuador jedoch nur bedingt geeignet. Das Land ist zwar wunderschön und die Menschen sehr freundlich, es liegt aber sehr weit entfernt. Da es keine Direktflüge gibt, dauert die Reise dahin nicht selten beinahe 24 Stunden (mit Zwischenstopp).
Kaum jemand spricht Englisch, geschweige denn Deutsch. Durch den großen Zeitunterschied benötigt man mehrere Tage, um sich einzugewöhnen. Für Langzeiturlauber ist Ecuador aber durchaus interessant, zumal es ein gutes Klima und niedrige Lebenshaltungskosten hat.