Homöopathische Mittel bei Inkontinenz – Wie hilfreich sind sie?
Globuli als Behandlungsmethode bei Harninkontinenz – eine Alternative?
Die Homöopathie wird als Alternative zur Schulmedizin immer populärer. Auch eine Harninkontinenz kann mit homöopathischen Mitteln behandelt werden.
Die Homöopathie genießt als Alternative zur Schulmedizin in der deutschen Bevölkerung wachsendes Ansehen. Im Jahr 1970 hatten erst 24 Prozent der Bundesbürger wenigstens einmal ein homöopathisches Präparat eingenommen. Im Jahr 2014 war der Anteil auf 60 Prozent der Bevölkerung gestiegen.
In diesem Inkontinenzratgeber erfahren Sie, ob und welche homöopathischen Mittel bei Inkontinenz sinnvoll sind.
Helfen homöopathische Mittel bei Inkontinenz?
In diesem Punkt vertiefen sich die Meinungsgegensätze zwischen Verbrauchern und Medizinern. Viele Verbraucher schwören auf homöopathische Mittel. Sie sagen, dass sie mit Globuli ihr Leiden erfolgreich beseitigen oder zumindest verringern konnten, nachdem die Schulmedizin versagt habe.
Mediziner sind dagegen überwiegend der Ansicht, dass die Heilwirkung homöopathischer Mittel auf dem Placebo-Effekt beruhe. Die Mittel würden helfen, weil der Patient an die heilende Wirkung glauben würde. Ein ähnlicher Effekt ließe sich bei Gesundbetern und Geistheilern beobachten.
Bei Harninkontinenz darf die Wirksamkeit homöopathischer Mittel bezweifelt werden. Das liegt allerdings nicht an der Homöopathie, sondern daran, dass Medikamente, sowohl die der Schulmedizin als auch homöopathische Präparate, bei der Therapie von Harninkontinenz nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Die Hauptmethode der Behandlung besteht in regelmäßigen Beckenbodentraining. Das ist eine Methode, deren Erfolg sich auf die natürlichen Kräfte des Körpers stützt. Da das im Einklang mit der Idee der Homöopathie steht, wird diese Methode auch von ihr empfohlen. Zur Unterstützung der Therapie empfehlen auch Homöopathen die Verwendung aufsaugender Inkontinenzhilfsmittel wie Inkontinenz Einlagen oder Vorlagen.
Welche homöopathischen Mittel werden bei Harninkontinenz empfohlen?
Zur Behandlung von Blasenschwäche stehen mehrere Mittel zur Verfügung. Sie haben das Ziel, die Blasenfunktion zu regulieren und den Harndrang zu verringern.
Petroselinum (Petersilie)
Das Mittel wird vielseitig angewendet, unter anderem bei einer Reizblase, Infektionen der Harnwege, Nierenerkrankungen, Magendrücken und Blähungen. Die Verabreichung erfolgt fast ausschließlich in der Potenz D1.
Causticum
Das homöopathische Präparat wird bei unkontrollierten Harnabgang beim Lachen, Husten oder Niesen, nächtlichen Harnabgang, Blasensenkung und Blasenschwäche im Alter verwendet. Außerdem hilft es auch bei chronischen Blasenentzündungen, Rheuma, Gicht und Herbstdepressionen. Causticum wird üblicherweise in der Potenz D2 verabreicht.
Solidago (Echte Goldrute)
Dieses Präparat kommt zum Einsatz bei Harnverhalten, Schmerzen beim Wasserlassen oder bei Entzündungen der Blase oder Harnröhre. Auch bei chronischen Nierenentzündungen, Rheuma oder Nierensteinen soll Solidago helfen. Bei Schwangeren wird es zur Behandlung von Ödemen benutzt. In der Praxis wird Solidago in der Potenz D2 bis D12 eingesetzt.
Ferrum metallicum (Redziertes Eisen)
Die Substanz hilft vor allem bei nächtlichen Einnässen. Darüber hinaus wird sie auch zur Bekämpfung von Blutarmut, bei Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Durchfall, Fieber und Rheuma eingesetzt. Die typischen Dosierungen sind D6, D12 und D30. Gelegentlich werden auch die Dosierungen C5 und C6 verwendet.
Abies canadensis (Hemlocktanne)
Das Mittel wird vor allem zur Reduzierung von häufigen Harndrang verwendet. Darüber hinaus dient es zur Behandlung von Magen- Darmbeschwerden. Die Verabreichung erfolgt oft in Form von Globuli. Häufig eingesetzte Potenzen sind D6 und D12, selten D8. Die Einnahme sollte je nach Potenz mehrmals täglich erfolgen.
Quassia amara (Bitterholz)
Diese Substanz eignet sich vor allem bei starker Inkontinenz, die sowohl am Tag als auch nachts auftritt. Außer bei Harninkontinenz wird Bitterholz auch Leberproblemen und Magen-Darmbeschwerden verabreicht. Die Einnahme erfolgt als Globuli (3 Stück) oder in Tropfenform als Teil eines Komplexmittels. Die übliche Dosierung in Komplexmitteln sind D1 – D3. Seltener werden die Dosierungen D6, D12 oder C30 angewendet.
Übernimmt die GKV die Kosten für homöopathische Mittel?
In diesem Punkt gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Kassen. Grundsätzlich können gesetzliche Krankenkassen die Kosten für Arzneimittel erstatten, wenn diese zwar nicht rezeptpflichtig sind, aber nur in Apotheken verkauft werden dürfen (apothekenpflichtig).
Die Kosten für homöopathische Arzneimittel werden bis zu einem bestimmten Betrag pro Jahr übernommen. Dessen Höhe schwankt je nach Kasse zwischen 100 – 150 €/Jahr. Bevor Sie eine Harninkontinenz mit homöopathischen Mitteln behandeln, sollten Sie besser bei Ihrer Krankenkasse anrufen und sich über die geltenden Regelungen erkundigen.
Homöopathische Mittel als Unterstützung der Therapie
Wenn Sie an Harninkontinenz in der einen oder anderen Form leiden, können Sie die Therapie mit homöopathischen Mitteln unterstützen.
Dabei sollten Sie jedoch bedenken, dass weder klassische Arzneimittel noch homöopathische Präparate einen Ersatz für Beckenbodentraining darstellen. Harninkontinenz ist ein hartnäckiges Problem. Behandlungserfolge stellen sich erst nach Monaten, wenn nicht sogar Jahren ein.
Auch homöopathische Mittel werden auf keinen Fall eine schnelle Besserung bewirken. Sie müssen genau nach Vorschrift und regelmäßig eingenommen werden, um Wirkung zu zeigen.