Was ist ein Superabsorber?
Von Inkontinenz betroffene Personen schätzen den Einsatz von Inkontinenzprodukten im Alltag. Doch aus welchen Stoffen bestehen die sogenannten Superabsorber? In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Einblick ins Innere von Einlagen, Vorlagen, Windeln und Pants.
Woraus besteht der Saugkern von Inkontinenzprodukten?
Inkontinenzprodukte wie Einlagen, Pants oder Slips realisieren das scheinbar Unmögliche. Sie können große Mengen Urin aufnehmen, ohne dass die Nässe äußerlich sichtbar ist. Selbst auf der Innenseite bleiben sie trocken.
Dadurch können an Inkontinenz leidende Menschen ohne Angst oder Scham am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Ermöglicht wird das durch ein “Zauberpulver”, das kurz und treffend Super-Absorber oder auch Superabsorbent Polymers (SAP) genannt wird.
Superabsorber, das moderne Zauberpulver
Früher wurde Urin durch Windeln aus Stoff oder anderes saugfähiges (absorbierendes) Material aufgefangen. Dabei gab es jedoch 3 Probleme:
- geringe Kapazität
- nasse Haut
- schlechter Geruch
In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden in den USA und Japan erstmals Einwegwindeln für Babys entwickelt, die Super-Absorber Polymere enthielten. Schnell erkannten Wissenschaftler die Nützlichkeit dieser Erfindung und sie verbreitete sich immer weiter.
Schon seit geraumer Zeit ist Super-Absorber der Kernbestandteil nicht nur von Babywindeln, sondern auch von Inkontinenzprodukten und Artikeln für die Damenhygiene. Zunehmend wird das moderne Zauberpulver auch für industrielle Zwecke, ja selbst im Gartenbau eingesetzt.
Wie funktionieren Superabsorbent Polymers?
Der in Inkontinenzprodukten enthaltene Super-Absorber ist ein Gemisch aus mehreren Stoffen, darunter zum Beispiel Polyethylenterephthalat oder Natriumpolyacrylat und Zellstoff in Form von Flocken.
In reiner Form sind die Superabsorbent Polymers ein weißes Pulver und erinnern an grobkörniges Salz. Was in ihm steckt, zeigt der Super-Absorber erst, wenn er mit Flüssigkeit wie beispielsweise Urin in Kontakt kommt. Das Polypropylen (auch Polyethylenterephthalat, Sodium-Polyacrylat oder Natriumpolyacrylat genannt) ist selbst wasserunlöslich. Die Chemikalien können aber selbst große Mengen an Flüssigkeit aufnehmen, ohne dabei ihre innere Struktur zu verlieren.
Die Flüssigkeit wird dabei nicht einfach nur gespeichert wie in einem Schwamm, sondern wird durch komplizierte Prozesse in eine Substanz umgewandelt, die Hydrogel genannt wird. In der Praxis bedeutet das, die Flüssigkeit wird durch die Superabsorbent Polymers gebunden und kann nicht mehr austreten oder auslaufen, da ein Gel sich nicht wie eine Flüssigkeit verhält. Der Zellstoff wird übrigens als Füllmittel beigemengt.
Welche Vorteile hat der Super-Absorber?
Inkontinenzprodukte auf der Basis von Super-Absorber Polymere können ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Flüssigkeit aufsaugen. Testergebnisse im Labor berichten vom Hundertfachen des Eigengewichts.
Es gibt heute beispielsweise Inkontinenz-Pants für Herren auf dem Markt, die kaum größer sind als ein normaler Slip, aber ein Saugvolumen von beinahe 2 Litern Urin haben. Das entspricht der durchschnittlichen täglichen Urinmenge eines Erwachsenen! Theoretisch würde man also nur eine Pants pro Tag benötigen. In der Praxis werden Betroffene jedoch in der Regel öfter wechseln.
Die große Kapazität bzw. Saugvolumen ist jedoch nur ein Vorteil der Superabsorbent Polymers. Der andere Vorteil besteht darin, dass sie die Haut trocken halten. Jeder hat beispielsweise bei starkem Schwitzen schon erlebt, dass nasse Haut sehr empfindlich ist und zu Rötungen neigt.
Bei längerer Einwirkungen von Nässe können sich wunde Stellen bilden. Feuchtigkeit in Kombination mit Wärme begünstigt zudem die Entstehung von Infektionen und Pilzerkrankungen. Ein wichtiger Bestandteil von Super-Absorber, Natrium-Polyacrylat, hat einen hautneutralem pH-Wert und sorgt dafür, dass die Haut gesund bleibt, selbst wenn die Produkte über längere Zeit hinweg angewendet werden müssen.
Weil Super-Absorber den Urin bindet, stoppt er die bakterielle Zersetzung des Harnstoffs. Dadurch verhindert er die Entstehung des unangenehmen Uringeruchs.
Wie sieht es mit der Umweltverträglichkeit aus?
Mit der Ausnahme des Naturstoffs Zellstoff klingen die Namen Polyethylenterephthalat und Natriumpolyacrylat wie komplizierte Chemikalien. Inkontinenzprodukte werden aber nur einmal verwendet und dann entsorgt. Ist das nicht gefährlich für die Umwelt?
Nein, denn die Bestandteile im Super-Absorber sind langkettige Kohlenwasserstoffe. Durch natürliche Zersetzung oder beim Verbrennen zerfallen sie wieder in ihre Bestandteile Kohlendioxid, Wasserstoff und Sauerstoff, natürliche Bestandteile der Atmosphäre.
Allerdings sind Polyacrylat-Absorptionsmittel nicht biologisch abbaubar. Somit können Inkontinenzartikel nur im Hausmüll und nicht auf dem Kompost entsorgt werden. International hat sich die Müllverbrennung durchgesetzt. Hier verbrennt der Werkstoff rückstandslos und mit nur sehr geringen Verbrennungsgasen.
Zusammenfassung
Superabsorbent Polymers, abgekürzt SAP genannt, sind der Hauptbestandteil von Inkontinenzprodukten und Windeln für Erwachsene / Babys. Die komplizierten chemischen Stoffe können große Mengen an Flüssigkeit (Urin) binden, indem sie diese in Gel umwandeln. Dieses sieht nach der chemischen Reaktion aus wie Schneematsch.
Dadurch bleiben die Vorlagen oder Pants trocken, selbst unter Druck oder wenn sie vollgesaugt sind. Das macht ein Leben mit Inkontinenz für die Betroffenen leichter und ermöglicht ihnen, sich unbeschwert in der Öffentlichkeit zu bewegen.
Kleiner Tipp: Man kann auch Natriumpolyacrylat kaufen und selbst Experimente mit dem Superabsorber machen.
Demonstration der aufsaugenden Materialien von seni Experiment mit Super Absorber