ESWL – Verfahren zur Behandlung von Harnsteinleiden
Zertrümmerung via extrakorporale Stoßwellenlithotripsie
Unter bestimmten Umständen können sich im menschlichen Körper Steine bilden. Am bekanntesten sind Nierensteine. Oft bleiben die Steine jahrelang unentdeckt und werden nur durch Zufall gefunden. Wenn sie jedoch anfangen zu wandern, können sie schwere anfallartige Schmerzen (Koliken) auslösen. Die Steine gehen auf Wanderschaft und lösen im Harnleiter starke Schmerzen aus.
Das ESWL Verfahren ist heute zur Standardtherapie bei Nierensteinen geworden, wird aber mitunter auch bei anderen Steinen angewandt. In diesem Inkontinenzratgeber stellen wir Ihnen die Therapie von Harnsteinen mit der ESWL Therapie vor.
Was bedeutet ESWL?
Die Abkürzung steht für die Wörter extrakorporale Stoßwellenlithotripsie. Damit ist eine Zertrümmerung der Steine durch Schallwellen gemeint. Die Steine werden mit Schallwellen gezielt bestrahlt und dadurch zertrümmert. Die Trümmer werden entweder von selbst ausgeschwemmt oder unter Einsatz eines Endoskops entfernt.
Die Bestrahlung mit Schall erfolgt durch die Haut. Der Sender wird auf die Haut aufgelegt und sendet die Schallwellen gezielt auf den Stein.
Wann ist die ESWL angebracht?
Das Haupteinsatzgebiet der Stoßwellentherapie, wie die ESWL in der Umgangssprache genannt wird, ist die Zertrümmerung von Nierensteinen. Wenn die Steine aus der Niere abgewandert sind, werden sie je nach dem Aufenthaltsort Harnleitersteine oder Blasensteine genannt.
Die ESWL kann ebenfalls zur Therapie von Pankreassteinen (Steine der Bauchspeicheldrüse) eingesetzt werden. Bei Gallensteinen wird sie in der Regel nicht angewandt, da sie dem Patienten nur kurzfristig Erleichterung verschafft und sich die Gallensteine nach kurzer Zeit erneut bilden.
Ob eine ESWL angebracht ist oder eine andere Methode sinnvoller ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu gehören unter anderem die Zusammensetzung und Lage des Steins. Die Stoßwellentherapie wirkt am besten bei kleineren Steinen bis zu einem Durchmesser von ca. 20 mm.
Wann sollte die ESWL nicht eingesetzt werden?
Unter bestimmten Umständen ist es besser, auf andere Formen der Therapie zurückzugreifen:
- bei Schwangerschaft
- bei Infektionen der Harnwege
- nicht behandelter Bluthochdruck
- Störungen der Blutgerinnung
- Verlegung des Harntrakts hinter dem Stein
- Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse)
Der Ablauf der Stoßwellentherapie
Die Diagnose
Im Vorfeld der Therapie muss der Arzt die genaue Position der Steine feststellen. Das ist bei Nierensteinen relativ einfach und erfolgt durch Scannen mit Ultraschall. Bei Gallensteinen oder Steinen der Bauspeicheldrüse wird zum Lokalisieren ein Endoskop eingesetzt, dass über den Mund bis in den Dünndarm eingeführt wird, bis der Ausgang der Galle oder der Bauchspeicheldrüse erreicht ist. Durch das Endoskop wird ein Kontrastmittel gespritzt. Auf den anschließenden Röntgenbildern kann der Arzt die Lage der Steine klar erkennen.
Die Therapie
Die Behandlung durch die Stoßwellentherapie erfordert in der Regel mehrere Sitzungen. Jede Sitzung dauert ungefähr eine Stunde. Um den Patienten zu schonen, dürfen maximal 3 Sitzungen in Folge ausgeführt werden, danach ist eine Erholungspause notwendig.
In der Regel ist eine Narkose nicht notwendig. Falls gerechtfertigt, kann der Patient aber auch eine Vollnarkose erhalten. Bei den meisten Menschen genügen jedoch schmerzstillende Medikamente und gegebenenfalls Beruhigungsmittel, die rechtzeitig vor Beginn der Behandlung verabreicht werden.
Das Zertrümmern der Steine erfolgt durch einen Sender, den der Arzt auf die Haut des Patienten im geringstmöglichen Abstand zum Stein legt. Der Sender strahlt niederfrequente Schallwellen mit einer Frequenz zwischen 1,0 – 1,5 Hertz aus.
Die Schallwellen werden in einem speziellen Generator erzeugt. Schallwellen mit dieser niedrigen Frequenz heißen Infraschall. Da das menschliche Ohr Schall erst ab einer Frequenz von ca. 20 Hertz wahrnehmen kann, ist der Infraschall nicht hörbar. Dafür wirkt er aber um so stärker auf den bestrahlten Stein. Er setzt ihn starken Kräften aus, die ihn zertrümmern.
Nach der Behandlung werden die Trümmer meistens durch die Harnröhre oder den Darm ausgeschieden. Sollte es sich um größere Trümmerstücke handeln, kann der Arzt eine Harnleiterschiene einsetzen, die den Harnleiter erweitert und die Trümmer sicher passieren lässt. Sollten die Trümmerteile zu groß sein, können sie mit einem Endoskop entfernt werden.
Probleme, die bei der Stoßwellentherapie auftreten können
Ernsthafte Probleme sind selten, da die Therapie schonend ist. In seltenen Fällen kann es jedoch zu folgenden Komplikationen kommen:
- Schmerzen durch den Infraschall
- vorübergehender Anstieg des Blutdrucks
- Koliken, die durch das Ausscheiden der Steine verursacht werden
- Blutergüsse in der Niere
- Herzrhythmusstörungen
- Wachstum der Trümmerstücke
Die Nachbehandlung
Ob die Stoßwellentherapie erfolgreich war, zeigt sich erst einige Wochen nach der Behandlung. Der Patient muss dann erneut zu einem Ultraschallscan oder einer endoskopischen Untersuchung mit anschließenden Röntgen. Erst dann kann der Arzt feststellen, ob alle Steine entfernt worden sind.
Er kann Medikamente verschreiben, mit deren Hilfe die Auflösung der Steintrümmer beschleunigt wird. Der Patient kann die Therapie aktiv unterstützen, indem er viel trinkt und sich viel bewegt.
Die Ursache der Steinbildung bekämpfen
Wenn sich in Hohlräumen des Körpers Steine bilden, ist es ein Anzeichen, das irgendetwas nicht in Ordnung ist. Der Arzt wird deshalb Trümmerstücke auffangen und ihre Zusammensetzung analysieren. Auf der Grundlage dieser Daten kann er dem Patienten Ratschläge geben, um die Entstehung von Steinen in Zukunft zu vermeiden.
Die Zahl der Menschen, die an diversen Steinen leiden, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Das liegt zum einen daran, dass Steine mit zunehmendem Alter häufiger auftreten und das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt. Zum anderen sind Nieren- und Gallensteine typische Wohlstandsprobleme, weil sie durch eine ungesunde Lebensweise begünstigt werden.
Was sind Nieren- und Gallensteine und wie entstehen sie?
Die Bezeichnung “Steine” ist falsch. Sie wird nur benutzt, weil die Gebilde äußerlich an Steine erinnern. Im physikalischen Sinn handelt es sich um Kristalle. Sie bilden sich, wenn die Konzentration von Mineralien in einer Flüssigkeit zu hoch wird. Wenn die Aufnahmekapazität der Flüssigkeit erschöpft ist, werden die gelösten Mineralien in Form von Kristallen ausgeschieden.
Im Fall von Nierensteinen geschieht das, wenn der Urin zu viel Salz enthält. Ursachen dafür sind eine zu geringe Trinkmenge kombiniert mit Schwitzen. Auch der übermäßige Verzehr von verarbeitetem Fleisch, Spinat, Schwarz- und Grüntee oder Kakao und Schokolade begünstigt die Bildung von Nierensteinen.
Die Entstehung von Gallensteinen wird durch den übermäßigen Verzehr von fettreichen Speisen und Übergewicht gefördert.
Typische Symptome für Gallen- und Nierensteine
Bei Gallensteinen leiden Betroffene häufig an Übelkeit, ein Völlegefühl nach dem Essen und unklaren Schmerzen im Oberbauch.
Ein Hinweis auf Nierensteine kann Blut im Urin und häufig wiederkehrende Infektionen der Harnwege sein. Eindeutige Hinweise sind das Auftreten von Koliken.
ESWL – eine schonende und effektive Behandlung bei Nierensteinen
Die Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) stellt eine medizinische Revolution dar. Sie erlaubt das Entfernen von Nierensteinen und teilweise auch anderen Steinen ohne operativen Eingriff. Das stellt für die Betroffenen eine große Erleichterung dar und kann ambulant ausgeführt werden.
Noch besser als eine moderne Therapie wie ESWL ist jedoch, die Bildung von Steinen von vornherein zu vermeiden. Eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und Gewichtsreduktion sind die beste Therapie, die langfristig große Leiden und körperliche Probleme erspart. Sie haben es in der Hand, die Entstehung von Gallen- oder Nierensteinen zu vermeiden!