Harnröhrenunterspritzung: Blasenschwäche behandeln bei Frauen
Blasenhalsunterspritzung zur Harninkontinenz- Therapie
Blasenschwäche, auch Harninkontinenz genannt, ist die häufigste chronische Erkrankung bei Frauen. Mehr als ein Drittel aller Frauen (35 Prozent) leiden daran. Zum Vergleich: Hypertonie (Bluthochdruck) kommt mit 25 Prozent an zweiter Stelle gefolgt von Depressionen mit 20 Prozent auf dem dritten Platz.
Im Gegensatz zu anderen Krankheiten wird jedoch über Harninkontinenz in der Öffentlichkeit kaum gesprochen, weil es noch immer als Schande und schmutzig gilt, wenn sich Erwachsene einnässen. Aufgrund dieser Auffassungen leiden Millionen von Frauen unnötig.
Harninkontinenz ist gut behandelbar. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von diskreten Hilfsmitteln wie Einlagen und Tampons, die Urin auffangen und binden. Eine der Therapiemethoden bei Belastungsinkontinenz ist die Harnröhrenunterspritzung.
Wir möchten betroffenen Frauen die minimal-invasive Therapiemöglichkeit der Harnröhrenunterspritzung (Blasenhalsunterspritzung) näher bringen und gehen auch auf die Vorteile und Nachteile ein.
Was ist eine Belastungsinkontinenz?
Die Krankheit ist die häufigste Form der Harninkontinenz bei Frauen. Unter Belastung können die Schließmuskeln der Harnblase den Urin nicht mehr zurückhalten. Es kommt zum ungewollten Harnabgang. Mit Belastung sind ganz alltägliche Situationen gemeint.
Dazu gehören Husten, Niesen, Lachen, Treppen steigen. Aufstehen und Hinsetzen, Springen oder schwere Dinge anheben. Dabei wird der äußere und der innere Schließmuskel der Harnblase so stark belastet, dass er versagt und Urin passieren lässt. Die Ursachen des Versagens sind vielfältig.
Am häufigsten sind eine Schwächung durch Schwangerschaften und Geburten und ein Mangel an Östrogen und anderen Hormonen nach den Wechseljahren (Menopause). Das alles schwächt die Beckenbodenmuskulatur und die Schließmuskeln. Durch Übergewicht und Alkoholmissbrauch wird das Problem noch verstärkt.
Die Harnröhrenunterspritzung als Therapieoption
Wenn Ihre Ärztin bei Ihnen eine Harninkontinenz diagnostiziert, wird sie zunächst ein Beckenbodentraining als Therapie vorschlagen. Sie werden zu einem Physiotherapeuten überwiesen, bei dem Sie verschiedene Übungen lernen, mit denen die Beckenbodenmuskeln gekräftigt werden.
Das hat in vielen Fällen eine Verbesserung der Harninkontinenz zur Folge. Manchmal genügt Beckenbodentraining allein jedoch nicht. In solchen Fällen empfiehlt die Ärztin eine Harnröhrenunterspritzung. Der Eingriff unterstützt die Schließmuskeln der Harnblase und verhindert ungewollten Urinabgang.
Grundlagen und Ablauf des Eingriffs
Eine Harnröhrenunterspritzung ist ein so genannter minimal-invasiver Eingriff. Das bedeutet, die im Zuge der Operation unvermeidbaren Schnitte und Verletzungen sind nur klein und heilen schnell. Die Harnröhrenunterspritzung wird in der Regel unter örtlicher Betäubung durchgeführt, weil diese Art der Narkose den Körper weniger belastet.
In besonderen Fällen kann der Eingriff aber auch unter Vollnarkose erfolgen. Der Operateur arbeitet mit einem Endoskop, dass über die Harnröhre in den Körper eingeführt wird. Bei der Operation wird ein gelartiger Kunststoff an mehreren Stellen in die Wand der Harnröhre gespritzt.
Das führt dazu, dass sich der Durchmesser der Harnröhre verengt. Weil der Abfluss des Urins durch die Harnröhrenunterspritzung erschwert wird, werden die Schließmuskeln in ihrer Arbeit unterstützt und die Harninkontinenz eingedämmt.
Welches Produkt kommt zum Einsatz?
Für die Harnröhrenunterspritzung wird der Kunststoff Bulkamid® Hydrogel verwendet. Es ist ein durchsichtiges wasserabsorbierendes Gel, das gespritzt werden kann. Das Gel besteht aus 2,5 Prozent Polyacrylamid und 97,5 Prozent pyrogenen Wasser.
Es verhält sich im Körper absolut neutral, da es weder abgebaut wird noch allergische oder Abstoßungsreaktionen auslöst. Die Harnröhrenunterspritzung wird eingesetzt, wenn beispielsweise eine medikamentöse Behandlung nicht anschlägt. Der Effekt der Harnröhrenunterspritzung hält ungefähr 1,5 – 2 Jahre an.
Die Vorteile des Verfahrens
Der Eingriff ist relativ einfach und unkompliziert. In vielen Fällen kann die Harnröhrenunterspritzung ambulant ausgeführt werden. Der Körper wird durch das Verfahren nur gering belastet, so dass die Genesung schnell erfolgt. Die Schmerzen sind nur gering. Die Harnröhrenaufpolsterung lässt keine oder nur minimale äußerlich sichtbare Narben bzw. Spuren zurück. Das Verfahren lässt sich auch mit anderen Behandlungsmethoden kombinieren.
Die Nachteile des Verfahrens
Die Harnröhrenunterspritzung stellt nur eine vorübergehende Lösung des Problems Harninkontinenz dar. Patientinnen müssen in regelmäßigen Abständen (häufig jährlich) zu einer Wiederholung kommen. Die Harnröhrenunterspritzung eignet sich nur bei leichter bis mittlerer Blasenschwäche. Bei starker Harninkontinenz stößt sie an ihre Grenzen. Bei einer Dranginkontinenz, die ebenfalls häufig vorkommt, hat sie keine Wirkung.
Leben mit Harninkontinenz
Wenn eine Harninkontinenz vorliegt, sollte ein chirurgischer Eingriff stets das letzte Mittel sein, selbst ein minimal-invasives Verfahren wie die Harnröhrenunterspritzung. Es gibt genügend Hilfsmittel und Methoden, die Ihnen dabei helfen, Ihre Blasenschwäche in den Griff zu bekommen.
An erster Stelle steht dabei Beckenbodentraining. Das ist kein wundersames Verfahren, durch das die Beschwerden über Nacht verschwinden. Beckenbodentraining zeigt langfristig Erfolg nur dann, wenn Sie die Übungen täglich durchführen. Ein paar Minuten genügen dafür. Einige Übungen können Sie sogar ausführen, während Sie auf dem Bürostuhl sitzen oder in der Schlange an der Kasse warten.
Wenn nur ab und zu ein paar Tropfen Urin ungewollt austreten, ist oft gar keine Behandlung notwendig. In Drogerieketten und Supermärkten gibt es diskrete Einlagen für die Unterwäsche, Vorlagen mit Netzhose oder auch Inkontinenzpants, die Urin sammeln und binden und von außen nicht bemerkt werden können.
Harnröhrenunterspritzung – eine gute Therapieoption bei Blasenschwäche
Wenn Sie zu den Millionen von Frauen gehören, die an Harninkontinenz leiden, wird es Sie freuen zu hören, dass es Hilfe gibt. Selbst schwere Fälle von Blasenschwäche sind gut therapierbar. Eine der Optionen ist eine Harnröhrenunterspritzung. Am besten beraten Sie sich mit Ihrer Ärztin, ob diese Methode für Sie in Frage kommt. In den meisten Fällen bringt sie Linderung der Beschwerden und lässt sich gut mit anderen Behandlungsmethoden kombinieren. Wichtig ist vor allem, dass Sie den ersten Schritt machen und sich Ihrem behandelnden Arzt anvertrauen. Gemeinsam finden sie eine Lösung.