Inkontinenz nach der Menopause
Blasenschwäche in den Wechseljahren
Als Wechseljahre oder Klimakterium wird der Beginn einer neuen Lebensphase der Frau bezeichnet. Sie läutet das allmähliche Ende der Fruchtbarkeit ein. Nach der Menopause, der letzten Regelblutung, kann die Frau auf natürlichem Weg nicht mehr schwanger werden. Wann dieser Prozess einsetzt, wie lange er dauert und welche Beschwerden dabei auftreten, ist bei jeder Frau anders.
Die einen merken fast gar nichts, andere sind stark betroffen. Bei einigen dauern die „Wechseljahre“ nur ein paar Monate, bei anderen können sich die Veränderungen tatsächlich über Jahre hinziehen. Bei den meisten Frauen setzen die Veränderungen gegen Ende der 40er Jahre ein. Die Hälfte aller Frauen hat mit 52 Jahren ihre letzte Regelblutung.
Zu den häufigsten Beschwerden nach der Menopause gehört eine Harninkontinenz. Laut Angaben von Fachärzten leiden rund Zweidrittel aller Frauen an Blasenschwäche, auch Harninkontinenz genannt. Das bedeutet, sie verlieren ab und zu die Kontrolle über ihre Blase, so dass es zu ungewollten Harnabgang kommt.
Hormonelle Veränderungen als Hauptursache der Blasenschwäche
Bei der Mehrzahl der Frauen stecken mehrere Ursachen hinter der Harninkontinenz. Der wichtigste Grund ist die Umstellung des Hormonhaushalts. Im Klimakterium verringert der Körper die Produktion des weiblichen Hormons Östrogen. Das hat direkte Auswirkungen auf die Blase.
Mangel an Östrogen führt zu einer Erschlaffung des Bindegewebes, das eine Stützfunktion der Blasenmuskulatur ausübt. Als Folge davon senkt sich die Blase und die Harnröhre krümmt sich. Das führt zu einer stärkeren Belastung des Schließmuskels. Zugleich steigert der sinkende Hormonspiegel die Empfindlichkeit der Blase.
Betroffene Frauen spüren öfter Harndrang. Infolge der hormonellen Umstellung sinkt auch der pH Wert der Haut und die Schleimhäute werden schlechter durchblutet. Das hat eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen der Harnwege zur Folge. Eines der häufigsten Merkmale solcher Infekte ist ein erhöhter Harndrang.
Weitere Ursachen
Viele Frauen in der Menopause leiden an Blasenschwäche als Spätfolgen von Schwangerschaften. Durch Schwangerschaft, Geburt und das Tragen des Babys danach wird die Beckenbodenmuskulatur extrem beansprucht. Sie erholt sich nicht vollständig davon. Das Ergebnis ist eine Blasenschwäche nach der Menopause. Übergewicht und schlechte Lebensgewohnheiten verstärken die Inkontinenz noch.
Therapien gegen Harninkontinenz von Frauen
Beckenbodentraining
Blasenschwäche ist gut behandelbar. Es gibt eine Reihe von Therapien, die sich bewährt haben. Zu den besten gehört das Beckenbodentraining. Durch bestimmte Übungen stärken Sie Ihre Beckenbodenmuskulatur und somit auch den Schließmuskel, der die Blase verschließt.
Ein Physiotherapeut kann Ihnen die Übungen zeigen. Sie sind ganz einfach und erfordern keinerlei Geräte. Ein Erfolg stellt sich aber nur ein, wenn Sie die Übungen täglich durchführen und nicht nur ab und zu. Eine der einfachsten Übungen besteht darin, den Urin so lange wie möglich zu halten.
Hormontherapie
Diese Form der Behandlung wird nur bei starker Blasenschwäche angewendet. Im Rahmen der Therapie werden Ihnen Arzneimittel verordnet, die aus einer Mischung natürlicher und künstlicher Östrogene bestehen. Die Östrogene bewirken eine Straffung des Bindegewebes.
Die Beschwerden können gelindert werden oder sogar ganz verschwinden. Allerdings sind bei der Hormontherapie Nebenwirkungen nicht auszuschließen.
Operation
Der Arzt wird eine Operation nur empfehlen, wenn alle anderen Therapien keine Wirkung zeigen. Die OP wird als so genannter minimal-invasiver Eingriff ausgeführt. Das bedeutet, es wird nur ein kleiner Schnitt gemacht, durch den operiert wird. Dabei werden Vaginalbänder unter die Harnröhre gelegt, um sie zu stützen. Dadurch lässt sich die Inkontinenz fast immer beseitigen.
Was die Patientin tun kann
Sie können die therapeutischen Maßnahmen durch eine gesunde Lebensweise unterstützen. Achten Sie darauf, sich viel an der frischen Luft zu bewegen. Falls Sie übergewichtig sind ist es am besten, das Gewicht zu reduzieren. Jedes Kilogramm weniger entlastet Ihre Muskulatur. Vermeiden Sie Getränke, die anregend auf die Harnbildung wirken:
- starker Kaffee oder Tee
- Bier
- Wein
- Sekt
Vorsicht! Nicht weniger trinken!
Trinken Sie keinesfalls weniger! Einfach weniger trinken hilft nicht bei Harninkontinenz. Durch die geringere Aufnahme von Flüssigkeit wird der Urin konzentriert. Dadurch reizt er die Blase stärker. Der Harndrang wird sogar noch größer. Wenn Sie zu wenig trinken riskieren Sie zudem eine Schädigung der Nieren und begünstigen die Bildung von Nierensteinen.
Mit Harninkontinenz leben
Blasenschwäche ist schon lange kein Grund mehr, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen und nur daheim zu sitzen. Es gibt heute eine große Zahl von Hilfsmitteln wie Inkontinenzvorlagen, Slipeinlagen und Pants für alle Stärken von Harninkontinenz.
Sie sind sehr diskret und werden von Außenstehenden nicht bemerkt. Aufsaugende Hilfsmittel fangen den Urin auf, schließen ihn ein, indem sie ihn in ein Gel verwandeln und binden den Geruch. Lassen Sie sich am besten von Ihrer Frauenärztin beraten.
Wenn Sie mit einer Harninkontinenz diagnostiziert sind, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Hilfsmittel (bis auf einen Eigenanteil von 10 € / Monat). Ihr Arzt stellt ein Dauerrezept aus, das Sie an die Krankenkasse einsenden. Sie erhalten die Inkontinenzeinlagen per Post.
Fazit: An Blasenschwäche leiden muss nicht sein!
Nach den Wechseljahren leiden Zweidrittel aller Frauen an Harninkontinenz. Viele wissen nicht, dass es gute Therapien und Hilfsmittel gegen das Problem gibt.
In Verbindung mit einer gesunden Lebensweise können Sie die Blasenschwäche in den Griff bekommen und trotzdem ein sorgloses und erfülltes Leben führen. Sie müssen sich nicht daheim verstecken. Es gibt genügend Hilfsangebote.
Schweigen Sie nicht über das Problem, sondern reden Sie bei Blasenschwäche immer mit Ihrem Arzt. Alltagstipps finden Sie auf unserem Inkontinenzratgeber oder auf weiteren Webseiten zum Thema Harninkontinenz im Internet.