Der Da-Vinci-Operationsroboter
DaVinci: Roboter-assistierte Chirurgie
Seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar Jahrtausenden, vertrauten Patienten ihr Leben und ihre Gesundheit Chirurgen an. Von der Geschicklichkeit im Umgang mit Skalpell, Klammern und anderen Instrumenten hing es ab, ob eine Operation erfolgreich verlief oder nicht.
Die klassische Chirurgie vermag viel, hat aber auch ihre Grenzen. Sie belastet den Patienten schwer, weil häufig große Schnitte gemacht werden müssen, um zum Operationsfeld zu gelangen. Das hat für den Patienten hohen Blutverlust und eine große Infektionsgefahr zur Folge.
Letztendlich kosteten diese Nachteile sogar Menschenleben. Das änderte sich, als sich Techniker und Mediziner zusammensetzten und das Da Vinci Operationssystem entwickelten.
Das Da-Vinci-Operationssystem vorgestellt
Bei dem Gerät handelt es sich um einen so genannten Operationsroboter, der von der US-amerikanischen Firma Intuitive Surgical entwickelt wurde. Der Roboter wird in der Hauptsache in der Urologie und der Gynäkologie eingesetzt.
Sein Spezialgebiet sind die roboterassitierte laparoskopische Prostatektomie (RALP) und die Zystektomie. Der Roboter wurde nach Leonardo da Vinci, dem Universalgelehrten der italienischen Renaissance, benannt. Er führt minimal-invasive Operationen durch.
Das bedeutet, die Einschnitte, um zum Operationsfeld zu gelangen, werden so klein wie möglich gehalten. Diese Technik gibt es schon seit Jahrzehnten. Sie heißt Schlüsselloch-Chirurgie. Sie wird auch vom Da-Vinci-Operationsroboter eingesetzt.
Operationsroboter – entwickelt für den Kriegseinsatz
Die Grundlagen des Operationsroboters reichen bis in die 80er Jahre zurück. Seinerzeit planten Wissenschaftler und Militärs die Entwicklung von Operationsrobotern. Sie sollten unter Gefechtsbedingungen eingesetzt werden. Mit ihrer Hilfe sollten erfahrene Chirurgen Operationen an verwundeten Soldaten per Fernsteuerung ausführen können.
Unter den rauen Bedingungen in Kriegs- und Krisengebieten erwies sich das jedoch als nicht praktikabel. Mediziner erkannten jedoch das Potential der Operationsroboter und entwickelten sie weiter für den Einsatz in der Chirurgie. Erste Prototypen wurden 1997 vorgestellt. Ab 1999 kamen die ersten Da-Vinci-Operationsroboter auf den Markt.
Da sie noch keine Zulassung in den USA hatten, wurden sie in Europa eingesetzt. Ab dem Jahr 2000 wurden die Operationsroboter auch in den USA zugelassen. Sie verbreiteten sich rasch. Nur wenige Jahre später wurden in den USA mehr als Dreiviertel aller Prostataoperationen mit Da-Vinci-Operationssystemen durchgeführt. Weltweit gibt es mehr als 4.000 solcher Roboter.
Die Funktionsweise des DaVinci-Operationssystems
Der Roboter besteht aus 2 Teilen, der Steuereinheit und der Robotikeinheit. Der Chirurg sitzt an der Steuerkonsole. Dort erhält er ein dreidimensionales Bild des Operationsfelds, dass er bei Bedarf bis um das Zehnfache vergrößern kann. Der Arzt steuert die Instrumente durch seine Handbewegungen in Echtzeit auf den Millimeter genau. Unwillkürliche Bewegungen wie das Zittern der Hände werden nicht mit übertragen.
Auf der Seite des Patienten hat der Operationsroboter 4 Arme. Sie werden mit chirurgischen Instrumenten zum einmaligen Gebrauch bestückt. In einer Steuereinheit sind die Kameras und Scheinwerfer eingebaut.
Es gibt auch Systeme mit 2 Monitoren und 2 Sätzen Steuereinheiten. Sie können zur Ausbildung oder für sehr komplizierte Operationen genutzt werden, für die 2 Chirurgen notwendig sind.
Die Instrumente an den Roboterarmen können in mehr Freiheitsgraden bewegt werden als die Finger der menschlichen Hand.
Das Da-Vinci-Operationssystem lässt sich nicht programmieren und kann nicht selbstständig arbeiten.
Vorteile des Da-Vinci-Operationssystems
Die Vorteile für den Patienten sind eindeutig:
- kleine Schnittwunden
- schnellere Wundheilung
- geringerer Blutverlust
- schnellere Genesung
Auch der Chirurg hat Vorteile durch den Da-Vinci-Operationsroboter:
- bequemes Arbeiten im Sitzen
- Operationsfeld kann vergrößert dargestellt werden
- unwillkürliche Bewegungen wie Zittern oder Zucken werden nicht übertragen
Nachteile des Da-Vinci-Operationssystems
- hohe Anschaffungskosten (mehr als 1 Million Euro pro System)
- hohe Betriebskosten da die Instrumente nur zehnmal verwendet werden können
- hohe Wartungskosten (5 – 10 Prozent der Anschaffungskosten pro Jahr)
- großer Aufwand zur Vor- und Nachbereitung der Operation
- längere Operationsdauer
Eingriffe, für die das DaVinci-Operationssystem verwendet wird
Ursprünglich wurde das Operationssytem für die vollständige Entfernung der Prostata (Prostatektomie) als Therapie bei Prostatakrebs verwendet. Dazu gesellte sich die radikale Zystektomie, die vollständige Entfernung der Harnblase bei Blasenkrebs und die Nephrektomie, die Entfernung der Nieren.
Auch bei rekonstruktiven Eingriffen wie der Nierenbeckenplastik wird das Da-Vinci-Operationssystem verwendet.
Sollten Sie sich mit dem Da-Vinci-Operationssystem operieren lassen?
Diese Frage müssen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Die Vorteile einer Operation mit de, DaVinci-Operationssystem sind eindeutig. Ihr Körper wird bei der Operation weniger belastet. Die Schmerzen sind geringer. Sie werden schneller aus dem Krankenhaus entlassen und sind schneller wieder fit.
Allerdings sprechen auch einige Argumente gegen ein Operationssystem. Nicht alle medizinischen Probleme können mit so einem Operationsroboter behandelt werden. Oft ist sein Einsatz nicht möglich. Dazu kommt, dass die Operation mit einem
Da-Vinci-System durch speziell ausgebildete Operateure durchgeführt wird. Ihr behandelnder Facharzt, den Sie kennen und dem Sie vertrauen, gehört wahrscheinlich nicht dazu. Das bedeutet, die Operation wird durch einen unbekannten Chirurgen durchgeführt, dessen Können Sie sich anvertrauen müssen. Letztendlich kann Ihnen niemand die Entscheidung abnehmen.
Fazit: Da-Vinci-Operationsroboter – ein riesiger Fortschritt in der Chirurgie
Eigentlich ist es falsch, das Da-Vinci-Operationssystem als OP-Roboter zu bezeichnen, da das Gerät nicht selbstständig arbeiten kann. Trotzdem ist es ein sehr gutes System. Es macht nur kleine Einschnitte, wodurch der Patient weniger belastet wird.
Er profitiert auch davon, dass der Chirurg ruhiger und entspannter arbeiten kann als bei einer klassischen Operation mit dem Skalpell. Die hohen Kosten des Operationssystems werden zumindest teilweise durch eine kürzere Verweildauer der Patienten im Krankenhaus und eine schnellere Genesung kompensiert. Da verwundert es nicht, dass die Zahl der Da-Vinci-Operationssysteme immer mehr zunimmt.
Forscher und Mediziner arbeiten mittlerweile schon an der Entwicklung neuer und noch besserer Systeme, die zum Beispiel vollautomatisch arbeiten können und in der EU hergestellt werden. In Zukunft werden von Robotern ausgeführte Operationen wahrscheinlich zum üblichen Standard werden.