Peter S., Teil 26: Versorgung mit Inkontinenz-Hilfsmitteln: Wie klappt das?
Gewusst wie… Inkontinenzmaterial mit nur geringer Zuzahlung
Harninkontinenz ist in Deutschland mindestens ebenso weitverbreitet wie Diabetes Typ II. Inkontinenz-Hilfsmittel ermöglichen eine Teilnahme am Alltag.
Wie viele Personen in Deutschland an Harninkontinenz leiden, ist nicht genau bekannt. Das Thema ist noch immer weitgehend tabu. Schätzungen gehen von bis zu 9 Millionen Betroffenen aus. Viele leiden schweigend und im Geheimen, weil sie sich schämen.
Inkontinenz ist jedoch gut behandelbar. Durch Beckenbodentraining können die geschwächten oder bei einer Operation geschwächten Schließmuskeln gekräftigt werden. In der Zwischenzeit gibt es eine Reihe von aufsaugenden Inkontinenz-Hilfsmitteln, die eine Teilnahme am alltäglichen Leben ermöglichen.
Wie war meine Situation nach der Prostatektomie?
Nach meiner Prostataoperation wurde ich aus dem Krankenhaus mit einer starken Harninkontinenz entlassen. Die Stationsschwester gab mir noch 4 Vorlagen und eine Netzhose mit, dann war das Thema für sie erledigt.
Das Material reichte nicht mal für einen Tag. Als ich wieder nach Hause kam, besorgte ich mir daher regelmäßig Inkontinenzpants in einem Drogeriemarkt. Alle 2 – 3 Tage musste ich ein Päckchen für 7,99 € kaufen. Das ging tüchtig ins Geld.
Auch mein behandelnder Arzt hielt es nicht für nötig, mich zu diesem Thema zu informieren. Wie Patienten mit Inkontinenz-Hilfsmitteln versorgt werden, erfuhr ich erst Wochen später während der Reha. Einer meiner Mitpatienten verriet mir, was zu tun war.
Wie bekommen Sie Inkontinenz-Hilfsmittel?
Eine Harninkontinenz kann verschiedenste Ursachen haben. Der Zustand verschwindet nicht in ein paar Tagen oder Wochen. Betroffene brauchen bei starker und mittlerer Blasenschwäche ziemlich viele Pants, Vorlagen oder Einlagen.
Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen!
Das Verfahren ist ganz einfach. Der behandelnde Arzt diagnostiziert Harninkontinenz. Aufgrund der Diagnose stellt er ein Dauerrezept für aufsaugende Inkontinenz-Hilfsmittel aus. Das ist ein Rezept mit einer sich monatlich wiederholenden Verschreibung.
Das Rezept sandte ich an meine Krankenkasse ein. Nach 1- 2 Wochen erhielt ich ein Schreiben eines Lieferanten. Alle Krankenkassen arbeiten mit verschiedenen Lieferanten zusammen. Patienten, die Pants oder Vorlagen brauchen, beziehen diese vom Lieferanten ihrer Krankenkasse.
In meinem Fall ist das ein größerer Inkontinenzhilfsmittel Onlineversandhandel. Die Firma bat mich um einen Anruf. Dabei glichen sie die Daten ab und fragten mich, wie stark meine Inkontinenz sei und wie viele Vorlagen ich benötigen würde. Im Verlauf des Gesprächs boten sie mir an, ein Testpaket zu mir nach Hause zu schicken. Es kam nach 2 Tagen an.
Darin waren je 3 Muster diverser Inkontinenz-Hilfsmittel und ein Schreiben mit meiner Kundennummer. Einige der Produkte waren ohne Zuzahlung, andere mit. Ich rief an und bestellte die vorher vereinbarte Menge und Art der Hilfsmittel. Das Paket war nach 2 Tagen da. Es enthielt einen Vorrat für 3 Monate.
Wie viel kostet Inkontinenzmaterial?
Der Gesetzgeber begrenzt die Zuzahlung für die Patienten auf maximal 10 € pro Monat. In meinem Fall muss ich sogar noch weniger bezahlen. Die Kosten belaufen sich auf weniger als 8 € pro Quartal. Übrigens hatte ich mir die Quittungen für die Pants aufgehoben, die ich aus eigener Tasche bezahlt hatte. Ich sandte sie an meine Krankenkasse ein – Zumindest ein Teil des Betrags wurde mir erstattet.
Wie funktioniert die Bestellung?
Man kann Online, per Brief (portofrei) oder Telefon bestellen. Ich bestelle oftmals per Telefon. Wenn ich die letzte Packung Einlagen öffne, rufe ich beim Onlinehändler an. Bei einer Änderung meiner Bestellwünsche schaue ich im Vorfeld online nach der Verfügbarkeit.
Auch weitere Pflegeprodukte, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, kann ich bequem online einkaufen. Da meine Telefonnummer in deren System gespeichert ist, kennen sie bereits meine Kundennummer. Bei einer normalen Bestellung erledigt das ein automatisches Bestellsystem. Es führt einfach dieselbe Bestellung wie beim vorigen Mal aus.
Wenn das Dauerrezept bald abläuft, meldet sich ein Mitarbeiter des Kundendienstes. Er informiert mich darüber, dass ich mir beim Arzt wieder ein neues Rezept ausstellen lassen muss. Das schicke ich dann aber direkt an den Lieferanten, nicht erst an die Krankenkasse. Wenn ich andere Produkte möchte, kann ich ebenfalls mit jemanden vom Kundendienst sprechen. Sie gehen auf meine Wünsche ein. Es könnte höchstens sein, dass sich die Höhe der Zuzahlung geringfügig ändert.
Mit der Versorgung bin ich sehr zufrieden. Es klappt immer reibungslos. Nach spätestens 2 Tagen ist die Lieferung bei mir. Die Pakete kommen mit DHL und werden vorher angekündigt.
Fazit: Inkontinenzprodukte werden größtenteils von der Krankenkasse bezahlt
Wer an Harn- oder auch Stuhlinkontinenz leidet, braucht sich keine Gedanken zu machen, wie viel die Pants oder Vorlagen kosten. Bis auf eine minimale Eigenbeteiligung von 10 € pro Patienten übernimmt die Krankenkasse die Kosten.
Man schickt einfach das Dauerrezept des behandelnden Arztes ein. Alles andere erfolgt fast automatisch. Vor der ersten Bestellung erhalten Betroffene ein Testpaket und können sich aussuchen, welche Produkte sie möchten. Die werden ihnen dann Monat für Monat (oder auch vierteljährlich ins Haus geschickt.
Braucht man neuen Vorrat, kann man per Brief, Telefon oder online bestellen.