Welche Blasenkatheter gibt es?
Blasenkatheter gibt es in sehr vielen Ausführungen. Sie unterscheiden sich in der Form, dem Anwendungsfall, beim Material und dem Durchmesser. Wir versuchen hier für Laien das Fachchinesisch zu sortieren und leicht verständlich zusammenzutragen.
Harnblasenkatheter: Unterschiede & Eigenschaften
Harnblasenkatheter sind medizinische Hilfsmittel, die verwendet werden, wenn alle anderen Therapieformen einer Blasenentleerungsstörung oder einer Harninkontinenz ausgeschöpft sind. Je nach Verwendungszweck gibt es unterschiedliche Arten.
In diesem Inkontinenzratgeber möchten wir Ihnen den Harnblasenkatheter genauer vorstellen. Wir erklären Ihnen welche Unterschiede es bei Blasenkathetern gibt und auf was geachtet werden muss. Schreiben Sie uns bitte einen Kommentar, wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben.
Was ist ein Harnblasenkatheter?
Bei einem Harnblasenkatheter handelt sich um einen flexiblen Schlauch, der in die Harnblase eingeführt wird.
Der Blasenkatheter dient:
- zum dauerhaften Ableiten des Harns durch die Harnröhre (Transurethraler Dauerkatheter)
- zum einmaligen Ableiten des Harns durch die Harnröhre (Transurethraler Einmalkatheter)
- zum dauerhaften Ableiten des Harns durch die Bauchdecke (Suprapubische Bauchdeckenkatheter)
1. Transurethraler Dauerkatheter
Der lateinische Begriff »trans urethral« bedeutet »durch die Harnröhre hindurch«. Transurethrale Dauerkatheter werden auch Blasenverweilkatheter, Ballonkatheter oder Dauerkatheter genannt. Sie werden meistens von medizinischem Pflegepersonal gesetzt.
Blasenverweilkatheter werden häufig nach Operationen am Harnsystem (Prostatektomie, Harnblasenoperation) gesetzt und bleiben für eine bestimme Zeit im Körper. Wenn die Wunden verheilt sind, wird der Dauerkatheter wieder entfernt.
2. Transurethraler Einmalkatheter
Ein Einmalkatheter wird bei Bedarf in die Harnröhre eingeführt um die Blase zu entleeren. Nach der Entleerung wieder er sofort entfernt. Er wird zur Gewinnung von Proben, für Untersuchungen der Harnblase, oder zum intermittierenden Selbstkatheterismus (ISK, IK) verwendet.
Im Fachjargon wird er auch intermittierender Katheter genannt. Einmalkatheter sind gebrauchsfertig und steril verpackt. Neben medizinischem Pflegepersonal können sie auch vom Betroffenen selbst oder von Angehörigen gesetzt werden.
3. Suprapubische Bauchdeckenkatheter
Der Begriff »supra pubisch« bedeutet »durch die Bauchdecke hindurch«. Suprapubische Blasenkatheter, kurz SBK, werden operativ von einem Arzt oberhalb des Schambeins durch die Bauchwand in die Harnblase eingeführt. Urin wird somit unter Umgehung der Harnröhre ableitet.
Sonderfall: externer Katheter (Urinalkondom, Urinkkollektor, Kondomurinal)
Obwohl es fachlich nicht ganz korrekt ist, wird das Kondomurinal, bzw. das Urinalkondom als »externer Katheter« bezeichnet. Dieses ist lediglich an einem Penis anwendbar. Der Urin wird erst beim Austritt aus der Harnröhre abgeleitet.
Sonderfall: Urostoma – künstlicher Blasenausgang
Wenn die Harnröhre, bspw. nach einer Krebserkrankung, die dann chirurgisch entfernt werden muss, erhält der Patient einen künstlichen Ausgang zum Entleeren der Harnblase. Dieser Ausgang heißt Stoma (Mund). Den Anschluss von Urinbeutel und Ableitungsschläuchen kann der Patient selbst vornehmen.
Welche Arten transurethraler Dauerkatheter gibt es?
Zur Unterscheidung der Blasenverweilkatheter dienen unterschiedlich geformte Spitzen und Ablauföffnungen für den Urin. Es gibt folgende Hauptarten:
- Nelaton
- Tiemann
- Ergothan
- Kugel
- Mercier
Nelatonkaheter oder auch nur Nelaton, sind gerade und haben eine abgerundete Spitze. Sie können bei beiden Geschlechtern verwendet werden und kommen bei intakter Harnröhre zum Einsatz. Nelatonkatheter sind die am meisten verwendeten Harnblasenkatheter. Er wird fälschlich auch Nelatonkatheter genannt.
Ein Tiemannkatheter hat eine gebogene, konisch zulaufende Spitze, die sich am Ende leicht verdickt. Tiemann Katheter haben nur ein Auge. Sie werden hauptsächlich bei Männern eingesetzt, weil sich ihre Form bei Frauen weniger gut eignet.
Der Ergothankatheter ist dünn und flexibel. Seine Spitze läuft konisch zu. Ergothan Katheter werden hauptsächlich bei Frauen eingesetzt wen es Hindernisse in der Harnröhre gibt oder eine Beckenbodenspastik vorliegt.
Kugelkopfkatheter oder Kugelkatheter sind flexibel und haben eine Kugelkopf Spitze. Auch diese Kugel Katheter werden verwendet, wenn es in der Harnröhre Hindernisse gibt oder Beckenbodenspastik vorliegt.
Der Mercierkatheter ist ähnlich aufgebaut wie der Tiemann Katheter. Im Unterschied zu diesem hat ein Mercier Blasenverweilkatheter keine konische Spitze und verfügt über 2 Augen zum Auffangen des Urins.
Neben Nelatonkaheter und Kugelkopf Spitze gibt es noch zahlreiche weitere Blasenverweilkatheter. Welcher transurethraler Dauerkatheter zum Einsatz kommt, ist jedoch für den Patienten kaum von Interesse, weil der Arzt diese Frage entscheidet.
Was ist ein 3‑Wege-Spülkatheter?
Es handelt sich um eine besondere Form transurethraler Dauerkatheter. Ein 3‑Wege-Spülkatheter werden nach Operationen oder Blutungen im Harntrakt eingesetzt. Sie haben 3 Kanäle, einen für die Urinableitung, einen für die Spüllösung und einen dünnen 3. Kanal für die Ballonblockierung.
Ein 3‑Wege-Spülkatheter wird eingesetzt, wenn die Gefahr der Blockade der Harnwege durch Blutgerinnsel besteht. Die 3‑Wege-Spülkatheter werden aus verschiedenen Materialien und mit unterschiedlichen Spitzen hergestellt.
Durchmesser
Die Größe (Innendurchmesser) der Blasenverweilkatheter wird in Charriére (Ch) angegeben. Ein Charriére entspricht etwa 0,3 mm. Für Frauen sind Größen zwischen 12 – 14 CH üblich, für Männer von 16 – 18 Ch.
Welche Materialien kommen zum Einsatz?
PVC
Das Material wird für Einmalkatheter verwendet. Es kann durch den Zusatz von Weichmachern flexibel gemacht werden. Transurethrale Dauerkatheter werden nicht aus PVC hergestellt, weil der Kunststoff Substanzen abgibt. Einmalkatheter aus PVC sind günstig und werden meistens für Messungen und Tests benutzt.
Latex
Das Material wird heute kaum noch für Blasenkatheter benutzt. Latex- Blasenverweilkatheter neigen zum Verstopfen. Außerdem entwickeln viele Patienten bei längerer Anwendung eine Latex Allergie.
Polyurethan
Dauerkatheter aus PU sind kostengünstig und es besteht keine Gefahr einer Latexallergie. Das Material ist jedoch weniger gut verträglich als Silikon.
Silikon
Medizinisches Silikon ist besonders reines Silikon. Das Material wird vom Körper sehr gut vertragen, gleich ob als externer Katheter (Urinalkondom, Kondomurinal) oder transurethraler Dauerkatheter. Deswegen wird Silikon bei einer längeren Liegedauer des Katheters bevorzugt.
Wie wird ein Katheter verwendet?
Patienten, die Einmalkatheter als intermittierende Katheter verwenden, werden in deren Gebrauch unterwiesen. Selbst Kinder lernen das ziemlich schnell.
Ein Dauerkatheter wird entweder durch das medizinische Personal oder erfahrene Pflegekräfte gelegt. Er wird wird durch der Harnröhre geführt und durch einen aufblasbaren Ballon verankert, der mit sterilen Wasser oder Luft gefüllt ist (deshalb Ballonkatheter genannt). Soll der Katheter entnommen werden, wird der Ballon abgelassen und der Dauerkatheter aus der Harnröhre gezogen. Das ist nicht schmerzhaft und dauert nur einen Moment. Örtliche Betäubung oder gar Narkose sind nicht erforderlich. Die Prozedur wird in der Regel von einer Krankenschwester oder einem Pfleger erledigt.
Wenn Sie ein Harnblasenkatheter tragen, sollten Sie vor allem darauf achten, dass der Urinbeutel unterhalb des Niveaus der Harnblase befestigt ist, damit es nicht zu einem Rückstau von Urin kommen kann. Das ist besonders wichtig bei Beinbeuteln. Der Ablaufschlauch darf außerdem nicht geknickt oder mit zu starkem Druck belastet werden.
Komplikationen beim transurethraler Dauerkatheter
Komplikationen entstehen in der Regel erst, wenn ein transurethraler Dauerkatheter länger als eine Woche getragen wird. Dann kann es zu einer Blockierung des Ablaufs durch Inkrustationen oder Ablagerungen kommen.
Dem können Sie entgegenwirken, indem Sie täglich mindestens 1,5 l Flüssigkeit trinken, vorzugsweise Wasser oder ungesüßten Tee. Außerdem stellt sich bei längerer Verweildauer des Katheters fast unweigerlich eine bakterielle Infektion ein. Diese wird durch die Verabreichung von Antibiotika bekämpft. Ein bewährtes natürliches Mittel ist das Trinken von Preiselbeersaft. Der Saft säuert den Urin an. Das hemmt das Wachstum der Bakterien.
Bei den meisten Operationen bleibt ein Dauerkatheter jedoch höchstens eine Woche in der Harnröhre. Sollte es länger dauern, treffen der Arzt und das Pflegepersonal Maßnahmen, um Komplikationen zu verhindern.
Ableitung und Sammeln des Urins
Bei den Gruppen der Dauerkatheter, Bauchdeckenkatheter und externer Katheter, wird der Urin anschließend durch Schläuche und Einwegventile in einen Urinbeutel geleitet. Gebräuchlich sind Bettbeutel oder auch Beinbeutel für mobile Patienten.