Endourologie – Ein neuer Fachbereich der Urologie
Endourologische Operation: schnittfrei, modern & präzise
Die Urologie ist ein Teilgebiet der Medizin, die sich mit Erkrankungen und Anomalien der harnbildenden und harnableitenden Organen des menschlichen Körpers beschäftigt. Dazu gehören die Nieren, die Harnblase und die Harnröhre. Bei Männern therapiert die Urologie auch Erkrankungen der Prostata, Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen und des Penis.
Wie auch in den anderen Bereichen der Medizin gab es auch in der Urologie in den letzten Jahren enorme Fortschritte. Als Ergebnis dieser Fortschritte entstand die Endourologie.
In diesem Ratgeber möchten wir Ihnen für Laien verstädnlich erklären, was endourologische Operationen sind, wann sie angewandt werden und welche Vorteile sie bieten.
Womit beschäftigt sich die Endourologie?
Die griechische Vorsilbe “endo” bedeutet so viel wie “von innen”. Damit ist die Zielsetzung der Endourologie sehr treffend beschrieben. Sie ist ein Teilgebiet der Urologie, das für diagnostische und operative Maßnahmen die natürlichen Körperöffnungen des Patienten ausnutzt, um ihn sozusagen von innen zu behandeln.
In den meisten Fällen verschafft sich der Urologe Zugang durch die Harnröhre. Nur in Ausnahmefällen sind Schnitte erforderlich.
Welche Probleme werden mit den Methoden der Endourologie behandelt?
Endourologische Verfahren werden sowohl bei der Diagnostik als auch bei der Therapie eingesetzt.
Diagnostische Verfahren
Blasenbiopsie
Der Urologe führt ein Endoskop durch die Harnröhre in die Blase ein. Das Endoskop ist ein Schlauch, der mit Kamera und einer Lichtquelle ausgestattet ist. Der Arzt kann auffällige Stellen inspizieren und mit kleinen Instrumenten Gewebeproben zur histologischen Untersuchung entnehmen. Der Arzt beobachtet und steuert die Biopsie von einem Monitor aus.
Blasenspiegelung
Die Blasenspiegelung ist so ähnlich wie eine Blasenbiopsie, nur vereint sie diagnostisches und therapeutisches Verfahren. Ein besonderes Endoskop, Zystoskop genannt, kommt zum Einsatz. Das Zystoskop besitzt mehrere Kanäle für Licht und Kamera, Instrumente, Spülung und Absaugen. Damit können beispielsweise Blasentumore diagnostiziert und behandelt werden.
Harnleiter- und Nierenbeckenspiegelung
Bei diesem Verfahren wird ein Endoskop durch die Harnröhre und die Harnblase bis in den Harnleiter geschoben. Dort befindliche Steine können mechanisch, elektrisch oder mit Laser zertrümmert und geborgen werden.
Harnröhrenspiegelung
Ein identisches Verfahren für die Harnröhre
Operative Maßnahmen
Die Liste der operativen Maßnahmen, die in der Endourologie angewandt werden, ist lang. Zu den wichtigsten gehören:
- Laserung oder Ausschälung der Prostata
- Nierensteinzertrümmerung endoskopisch oder durch die Haut
- Steinzertrümmerung
- Urinableitung bei Harnstau
- Blasensteinlithotripsie
- Blasenausschälung
- künstlicher Blasenausgang
- Harnröhrenschlitzung
- Harnleiterschienung
Kurz gesagt kommt die Endourologie hauptsächlich bei der Behandlung einer gutartig vergrößerten Prostata, dem Zertrümmern und Entfernen von Nierensteinen, der Behandlung von Blasentumoren und bei verschiedenen Diagnoseverfahren zum Einsatz.
Welche Vorteile hat die Endourologie?
Die Vorteile für den Patienten liegen klar auf der Hand:
- Weil keine oder nur kleine Schnitte gemacht werden müssen, ist die Endourologie für den Patienten schonender als klassische chirurgische Eingriffe.
- Viele Eingriffe können mit örtlicher Betäubung ambulant ausgeführt werden.
- Der Patient verliert weniger Blut, die Infektionsgefahr ist geringer.
- Durch die schonende Operation treten Folgeerscheinungen wie trockener Samenerguss oder Erektionsprobleme seltener auf.
- Der Patient erholt sich schneller und ist schneller wieder gesund.
Auch die Ärzte haben Vorteile durch die Endourologie:
- Die Eingriffe gehen viel schneller als bei den klassischen Methoden.
- Röntgen wird stark reduziert. Das senkt die Strahlenbelastung für Ärzte und Patienten und spart Geld und Zeit.
- Der Arzt kann bei einigen Verfahren nicht nur klar und deutlich sehen, was das Problem ist, sondern sofort mit der Therapie beginnen, beispielsweise bei der Behandlung von Blasenkrebs.
- Der Krankenhausaufenthalt wird verkürzt oder entfällt sogar. Das erhöht die Behandlungskapazität des Krankenhauses und spart Geld.
- Die Arbeitsbedingungen für die Ärzte sind besser, weil die Eingriffe sozusagen ferngesteuert erfolgen.
Hat die Endourologie auch Nachteile?
Ja, es gibt durchaus auch Nachteile dieses Teilgebiets der Urologie. Die Endourologie bedient sich keiner Schnitte, um Zugang zum Operationsfeld zu erhalten, sondern nutzt natürliche Körperöffnungen wie die Harnröhre. Dadurch ist jedoch die Zahl der behandelbaren Probleme begrenzt. Zum Beispiel kann die Endourologie keine radikale Prostatektomie durchführen. Dafür eignen sich Verfahren der laparoskopischen Chirurgie Schlüsselloch-Chirugie), beispielsweise mit dem Da Vinci Operationsroboter, besser.
Viele Verfahren der Endourologie sind erst seit wenigen Jahren im Einsatz. Es gibt naturgemäß noch keine Langzeiterfahrungen wie bei den klassischen Verfahren, die oft schon seit Jahrzehnten eingesetzt werden.
Endourologische Verfahren werden noch nicht überall angeboten. Patienten, die nicht in Ballungsgebieten wohnen, müssen lange Anfahrtswege in Kauf nehmen.
Endourologie – Urologie der Zukunft
Für die Zukunft ist zu erwarten, dass sich die Endourologie im Vergleich zur klassischen Urologie immer mehr durchsetzen wird. Sie bringt Vorteile sowohl für die Patienten als auch für die Ärzte und das medizinische Personal.
Wem gefällt es nicht, wenn ein Eingriff nur ein paar Minuten anstatt über eine Stunde dauert oder wenn man das Krankenhaus bereits nach 2 – 3 Tagen verlassen kann bzw. erst gar nicht stationär aufgenommen werden muss? Darüber sind sowohl Ärzte als auch Patienten und die Krankenkassen glücklich. Die einen erholen sich schneller, die anderen haben eine leichtere Arbeit und die Dritten sparen viel Geld ein.
Mit dem Fortschritt der Technik wird das Angebot an diagnostischen Verfahren und Operationen der Endourologie daher noch erweitert werden.