Inkontinenz bei Frauen: Wann eine OP hilft und was gemacht wird
Operative Therapie: Operationen bei Harninkontinenz
Obwohl Harninkontinenz weit verbreitet ist, gehört sie selbst heute in unserer aufgeklärten Zeit zu den Tabuthemen. Bereits in jungen Jahren leiden ungefähr ein Drittel aller Frauen an Blasenschwäche. Jenseits der Wechseljahre sind sogar Zweidrittel aller Frauen betroffen.
Aus Unkenntnis und falscher Scham leiden viele schweigend. Das ist in der Regel jedoch unnötig, da Harninkontinenz gut behandelt werden kann und es zusätzlich genügend Hilfsmittel gibt, die an Blasenschwäche leidenden Frauen ein normales Leben ermöglichen, indem sie austretenden Urin auffangen, binden und den Geruch neutralisieren.
Eine der Therapiemöglichkeiten bei Harninkontinenz ist eine Operation. Sie sollte jedoch nur dann erfolgen, wenn die Inkontinenz entweder sehr schwer ist oder andere, nicht-operative Therapien keinen Erfolg zeigten.
Wir möchten Sie in diesem Inkontinenzratgeber aufklären, welche Operationsarten bei welcher Inkontinenzart empfehlenswert sind.
Arten der Harninkontinenz und ihre Therapie
Belastungsinkontinenz
Bei Frauen kommt die so genannte Belastungsinkontinenz am häufigsten vor. Damit ist gemeint, dass es bei körperlichen Anstrengungen wie Husten, Niesen, Lachen, Aufstehen, Setzen oder das Heben von Lasten zum unwillkürlichen Abgang von Urin kommt.
Die Ursache der Belastungsinkontinenz ist meistens eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur. So eine Schwächung tritt durch Schwangerschaft, Übergewicht oder als Alterserscheinung auf. Als nicht-operative Therapie wird Beckenbodentraining angeboten.
Die Operation
In schweren Fällen einer Belastungsinkontinenz wird ein Kontinenzband an der Harnröhre befestigt. Das Kontinenzband ist ein netzartiges Gebilde aus Kunststoff, das vom Körper weder abgestoßen noch aufgelöst wird. Der Chirurg bringt es durch die Scheide an, so dass nur kleine Schnitte gemacht werden müssen. Das Band wird U‑förmig um die Harnröhre gelegt. Wird Druck auf die Harnröhre ausgeübt, beispielsweise beim Husten, „knickt“ das Kontinenzband die Harnröhre ab, so dass kein Urin mehr austreten kann.
Die Operation wird mit örtlicher Betäubung durchgeführt. Während des Eingriffs fordert der Arzt die Patientin wiederholt auf, zu husten. Das ist notwendig, damit das Band optimal eingestellt werden kann. Wird es zu straff eingestellt, wird das Urinieren behindert. Ist es zu locker, hat es keinen Effekt. Die Operation wird seit Mitte der 90er Jahre angewendet und ist in 85 – 90 Prozent aller Fälle erfolgreich.
Dranginkontinenz
Eine Dranginkontinenz äußert sich in Form von häufig auftretenden Harndrang. Bei diese Form der Harninkontinenz müssen betroffene Frauen viel häufiger als normal die Toilette aufsuchen, mitunter sogar nachts. Im Alltag spricht man auch von einer überaktiven oder Reizblase.
Wird der Toilettengang zu sehr hinausgeschoben, kann es zur unkontrollierbaren Entleerung der Blase kommen. Neben Beckenbodentraining wird Dranginkontinenz hauptsächlich medikamentös behandelt. Die Arzneimittel helfen dabei, die Blase zu beruhigen. Die Abstände zwischen den Toilettengängen werden nach und nach größer.
Injektions-Therapie
Wenn die Medikamente nicht anschlagen oder nicht vertragen werden, kann die Patientin im Rahmen einer Blasenspiegelung eine Injektionstherapie bekommen. Der Arzt spritzt an etwa 20 verschiedene Stellen einen Wirkstoff in die Blasenmuskulatur, der ihre Kontraktionen schwächt und somit den Harndrang verringert. Die Wirkung des Medikaments hält ungefähr ein Jahr an. In der Praxis benötigen aber viele Frauen erst nach 1,5 – 2 Jahren eine neue Injektion.
Mischinkontinenz
Bei einer sogenannten Mischinkontinenz sind beide Arten, die Belastungsinkontinenz und die Dranginkontinenz, mit einander gemischt. Diese Form der Harninkontinenz tritt auf, wenn bereits eine Form der Inkontinenz vorlag und sich dazu die andere Form gesellt. Die Behandlung wird vom Arzt festgelegt. Sie kann beispielsweise durch die Implantation eines Kontinenzbandes erfolgen, das durch die Verabreichung von Medikamenten unterstützt wird.
Senkungsbeschwerden
Bedingt durch das Alter (Wechseljahre) oder Geburten kann es vorkommen, dass sich Harnblase und Gebärmutter senken. Das kann zu zahlreichen Beschwerden führen. Besonders häufig sind die Schmerzen im kleinen Becken, im Bereich der Scheide, der Leisten und im Kreuz zu spüren.
Ihre Stärke kann vom leichten Ziehen bis zur starken Behinderung beim Gehen und beim Bewegen führen. Die Beschwerden sind nicht immer gleich stark. Nachts beim Liegen verschwinden sie oft. Typische Symptome sind erschwertes Wasserlassen und vermehrter Harndrang.
Operative Korrektur
Es gibt verschiedene Methoden der operativen Korrektur. Bei einer von ihnen wird ein Netz aus Kunststoff in den Unterleib implantiert. Das Netz wird unterhalb von Harnröhre und Blase eingefügt. Es löst im Körper eine Entzündungsreaktion im Körper aus.
Infolge dieser Reaktion bildet sich eine narbige Platte im Körper, die für Stabilität sorgt und eine weitere Senkung von Gebärmutter und Harnblase verhindern. In der Mehrheit der Fälle ist der Eingriff erfolgreich. Allerdings kommt es nicht selten zu Komplikationen. Dazu zählen Schmerzen beim Urinieren oder beim Sex.
Operation bei Inkontinenz: Modern & präzise durch Roboter
Unter Blasenschwäche leidet die Mehrheit der Frauen jenseits der Menopause. Es gibt aber des weiteren zahlreiche Gründe, warum sich eine Harninkontinenz bei Frauen entwickelt.
Die Medizin hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Das trifft auch auf operative Eingriffe bei Harninkontinenz zu. Durch dein Einsatz von Operationsrobotern, z.B. dem Da Vinci Roboter können operative Eingriffe sehr schnittarm und präzise durchgeführt werden.
Trotz des großen Fortschritts sollte jedoch eine Operation nur als letzter Ausweg dienen, wenn keine andere Therapie das Problem lösen kann. In den meisten Fällen ist ein operativer Eingriff nicht notwendig. Die Blasenschwäche kann zum Beispiel mit Beckenbodentraining und Medikamenten in den Griff bekommen werden. Patientinnen können ihren eigenen Beitrag leisten, indem sie Gewicht verlieren und sich viel bewegen.
Eine Operation sollte nur in Absprache und auf den ausdrücklichen Rat des behandelnden Arztes erfolgen. Bei leichter Harninkontinenz gibt es zudem genügend aufsaugende Hilfsmittel, mit denen die Patientinnen ein normales Leben führen können.