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Welche Inkontinenzhilfsmittel gibt es?

In diesem Artikel beschreiben wir Ihnen alle Möglichkeiten der aufsaugenden und ableitenden Inkontinenzversorgung. Wir haben neben einer kurzen Beschreibung auch die Vorteile und Nachteile gegenübergestellt.

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Übersicht der Inkontinenzmaterial Varianten

In Deutsch­land lei­den schät­zungs­wei­se 6 – 9 Mil­lio­nen Men­schen an einer Harn­in­kon­ti­nenz. Das bedeu­tet, sie haben die Kon­trol­le über ihre Bla­se ver­lo­ren und kön­nen nicht mehr bestimm­ten, wann und wo sie urinieren.

So etwas kann als Fol­ge von Alters­er­schei­nun­gen oder von Ope­ra­tio­nen, bei­spiels­wei­se einer Ent­fer­nung der Pro­sta­ta wegen Pro­sta­ta­krebs, gesche­hen. Für die Betrof­fe­nen stellt ihre Inkon­ti­nenz oft ein grö­ße­res Pro­blem als der Krebs dar, weil sie sich schä­men, sich in der Öffent­lich­keit einzunässen.

Inkon­ti­nenz-Hilfs­mit­tel erleich­tern ihre Lage. Sie haben die Auf­ga­be, den Urin ent­we­der auf­zu­sau­gen und zu bin­den oder ihn abzu­lei­ten und in einem Auf­fang­be­häl­ter zu sammeln.

1. Aufsaugende Inkontinenz-Hilfsmittel

In die­ser Kate­go­rie gibt es meh­re­re Arten von Pro­duk­ten. Es han­delt sich in den meis­ten Fäl­len um Ein­weg­pro­duk­te. Der wich­tigs­te Bestand­teil der auf­sau­gen­den Inkon­ti­nenz-Hilfs­mit­tel ist Super­ab­sor­ber. Das ist eine pul­ver­för­mi­ge, kom­ple­xe Mischung aus Poly­me­ren, die in der Lage ist, gro­ße Men­gen an Flüs­sig­keit zu spei­chern, indem es sie in Gel umwan­delt. Selbst fast voll bleibt die Innen­sei­te die­ser Pro­duk­te tro­cken und gewährt dem Benut­zer guten Tra­ge­kom­fort und Hygiene.

Lei­der gibt es bei der Zuord­nung von “Ein­la­gen” und “Vor­la­gen” sowie der Pants und Slips viel Ver­wir­rung. Es besteht auch unter den Her­stel­lern Unei­nig­keit. Selbst das REHA-DAT Leis­tungs­ver­zeich­nis der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung defi­niert sehr schwam­mig, was denn nun eine „Inkon­ti­nenz­HO­SE“ und was ein „Inkon­ti­nenz­SLIP“ ist. Nie­mand will bei Erwach­se­nen das Wort “Win­del” verwenden.

1.1. Einlagen

Ein­la­gen, auch Inkon­ti­nenz­ein­la­gen genannt, ähneln Damen­bin­den und funk­tio­nie­ren nach dem­sel­ben Prin­zip. Es han­delt sich um Bin­den, die aus meh­re­ren mit­ein­an­der ver­kleb­ten Schich­ten auf­ge­baut sind.

Zur Abde­ckung und Ablei­tung des Urins dient ein dün­nes Vlies auf der Innen­sei­te. Der Haupt­be­stand­teil ist der saug­fä­hi­ge Kern aus Super­ab­sor­ber. Zur Außen­sei­te hin ver­hin­dert eine dün­ne Folie das Durch­si­ckern von Urin. Die Außen­sei­te weist eine tex­ti­le Struk­tur auf. Dar­auf sind Kle­be­strei­fen auf­ge­bracht, die zur Fixie­rung der Ein­la­ge dienen.

Wie es der Name bereits ver­rät, wer­den Ein­la­gen ein­fach in die Unter­wä­sche eingelegt.

Vor­tei­le der Einlagen

  • ein­fach im Gebrauch
  • kön­nen schnell gewech­selt werden
  • gerin­ger Platz­be­darf, daher gut für unter­wegs geeignet
  • güns­ti­ger Preis

Nach­tei­le der Einlagen

  • ver­rut­schen leicht
  • gerin­ge Kapa­zi­tät, daher nur für leich­te bis mitt­le­re Inkontinenz
    geeignet

1.2. Vorlagen

Vor­la­gen, auch Inkon­ti­nenz­vor­la­gen genannt, sind im Prin­zip nichts ande­res als spe­zi­el­le Ein­la­gen. Sie wer­den nicht in die nor­ma­le Unter­wä­sche ein­ge­legt, son­dern durch spe­zi­el­le Fixier­ho­sen an Ort und Stel­le gehal­ten. Der Auf­bau ist nahe­zu iden­tisch zu dem von Ein­la­gen, nur das die Kle­be­strei­fen zur Fixie­rung feh­len. Vor­la­gen gibt es in Aus­füh­run­gen für Frau­en, Män­ner und Unisex.

Vor­tei­le der Vorlagen

  • kön­nen nicht verrutschen
  • auch für mitt­le­re und schwe­re Inkon­ti­nenz geeignet
  • emp­feh­lens­wert für akti­ve Benutzer

Nach­tei­le der Vorlagen

  • teu­rer als ande­re Pro­duk­te, da zusätz­li­che Hilfsmittel
    (Fixier­ho­sen) benö­tigt werden
  • kön­nen nur umständ­lich gewech­selt werden

1.3. Pants (Inkontinenzhose, Pull up‑, Pull down Pants, Windelhose)

Pants kön­nen Meh­re­re Bezeich­nun­gen haben. Sie wer­den auch Inkon­ti­nenz­ho­sen, Win­del­ho­sen, Inkon­ti­nenz­pants, Pull on- / Pull genannt. Dabei han­delt es sich im Grun­de genom­men um Slips bzw. nor­ma­le Unter­ho­sen, in die eine Ein­la­ge inte­griert ist. Um eine opti­ma­le Pass­form zu gewähr­leis­ten, haben die Pants einen elas­ti­schen Bund und elas­ti­sche Bein­öff­nun­gen. An den Sei­ten der Ein­la­ge ist ein Aus­lauf­schutz vor­han­den. Pants wer­den sowohl für Män­ner als auch für Frau­en oder Uni­sex her­ge­stellt. Ganz wie gewöhn­li­che Unter­ho­sen gibt es sie in ver­schie­de­nen Größen.

Vor­tei­le der Pants

  • leicht anzu­zie­hen
  • beque­mer, unauf­fäl­li­ger Sitz
  • für akti­ve Benut­zer geeignet
  • für mitt­le­re bis schwe­re Inkon­ti­nenz geeignet

Nach­tei­le der Pants

  • Wech­sel ist kompliziert
  • benö­ti­gen viel Platz
  • pas­sen­de Grö­ße muss gewählt werden
  • rela­tiv teuer
  • Ent­sor­gung nicht sehr diskret

1.4. Slips (Erwachsenenwindel, Windel für Erwachsene)

Da diver­se Her­stel­ler von Inkon­ti­nenz­pro­duk­ten den Begriff “Win­del” ver­mei­den wol­len, hat sich fälsch­li­cher­wei­se der Begriff »Slip« ein­ge­bür­gert. Ver­wir­ren­der­wei­se zusätz­lich auch diver­se Wort­kom­bi­na­ti­on mit »Hose« oder »Hosen«. Bei­spiels­wei­se “Inkon­ti­nen­zwin­del­ho­sen”. Mit die­sem Inkon­ti­nenz-Hilfs­mit­tel sind jedoch Erwach­se­nen­win­deln genannt. Inkon­ti­nenz­slips haben an der Sei­te 2 oder 4 Kle­be-/Klett­ver­schlüs­se, mit deren Hil­fe sie ver­schlos­sen wer­den kön­nen. Slips wur­den spe­zi­ell für Pati­en­ten ent­wi­ckelt, die bett­lä­ge­rig oder auf einen Roll­stuhl ange­wie­sen sind.

Vor­tei­le der Slips

  • kön­nen “ohne auf­zu­ste­hen” gewech­selt werden
  • siche­rer Halt
  • gro­ßes Saugvolumen

Nach­tei­le der Slips

  • kom­pli­ziert beim Anziehen
  • rela­tiv teuer
  • star­ke psy­chi­sche Belas­tung (Win­deln sind etwas für Baby)

1.5. Fixierhosen

Bei die­sen Pro­duk­ten han­delt es sich um ein Hilfs­mit­tel, das benö­tigt wird, um Vor­la­gen, die kei­ne Kle­be­strei­fen oder seit­li­che Flü­gel haben, sicher an Ort und Stel­le zu hal­ten. Fixier­ho­sen wer­den aus elas­ti­schen Mate­ri­al gefer­tigt. Es gibt sie ent­we­der aus netz­ar­ti­gen Mate­ri­al oder Mikro­fa­sern. Im Schnitt erin­nern Fixier­ho­sen an Rad­ler­ho­sen. Sie bede­cken mehr Bein als nor­ma­le Slips, um einen siche­ren Halt der Vor­la­ge zu gewährleisten.

Vor­tei­le der Fixierhosen

  • hal­ten Vor­la­gen sicher
  • ermög­li­chen kör­per­li­che Bewe­gung des Benutzers
  • las­sen sich unauf­fäl­lig tragen

Nach­tei­le der Fixierhosen

  • Anzie­hen muss geübt wer­den und erfor­dert Geschicklichkeit
  • rela­tiv hoher Preis
  • Wech­sel der Vor­la­ge nicht einfach

1.6. Unterlagen

Bei die­ser Grup­pe han­delt es sich um kör­per­fer­ne Inkon­ti­nenz-Hilfs­mit­tel. Sie wer­den auch als Auf­la­gen bezeich­net und die­nen zum Schutz von Matrat­zen, Stüh­len, Roll­stüh­len oder Pols­ter­mö­beln. Sie sind ähn­lich wie die ande­ren Inkon­ti­nenz-Hilfs­mit­tel auf­ge­baut und bestehen aus einem Saug­kern zur Auf­nah­me des Urins und meh­re­ren Lagen wei­chen Vlies. Auf der Unter­sei­te haben sie häu­fig Kle­be­strei­fen zur Fixie­rung. Sie wer­den in ver­schie­de­nen Grö­ßen ange­bo­ten, gän­gig ist eine recht­ecki­ge Form der Grö­ße 60 x 90 cm.

Vor­tei­le der Unterlagen

  • ver­hin­dern, dass der Pati­ent in sei­nem Urin liegt
  • schüt­zen Matrat­zen, Pols­ter und Kis­sen vor Nässe

Nach­tei­le der Unterlagen

  • Aus­wahl der pas­sen­den Grö­ße erforderlich
  • schwie­ri­ger Wech­sel bei bett­lä­ge­ri­gen Patienten

2. Ableitende Inkontinenzprodukte

Ablei­ten­de Inkon­ti­nenz­pro­duk­te funk­tio­nie­ren nach einem völ­lig ande­ren Prin­zip als auf­sau­gen­de. Ablei­ten­de Inkon­ti­nenz­pro­duk­te fan­gen den Urin auf und lei­ten ihn durch einen Schlauch in einen Sam­mel­be­häl­ter, wo er ent­sorgt wer­den kann. Auch in die­ser Kate­go­rie gibt es ver­schie­de­ne Produkte.

2.1. Einmal-Katheter

Wie es der Name bereits ver­rät, han­delt es sich bei die­sen Pro­duk­ten um Kathe­ter, die nur ein­mal ver­wen­det wer­den. Sie wer­den vom Pati­en­ten selbst ver­wen­det, um sei­ne Harn­bla­se bei Bedarf zu ent­lee­ren. Dies nennt sich inter­mit­tie­ren­der Selbst­ka­the­te­ris­mus (IKS). Ins­be­son­de­re kom­men Ein­mal-Kathe­ter auch bei Pati­en­ten mit einem Uro­sto­ma zum Ein­satz. Nach der Ver­wen­dung wer­den sie entsorgt.

Vor­tei­le der Einmal-Katheter

  • kei­ne Infek­ti­ons­ge­fahr, da steril
  • für alle Alters­grup­pen, von Kin­dern bis Senio­ren, geeignet
  • ermög­li­chen Benut­zern ein akti­ves, nor­ma­les Leben
  • Ablei­tung des Urins ent­we­der in einen Urin­beu­tel oder in die
    Toilette

Nach­tei­le der Einmal-Katheter

  • Benut­zung muss gelernt werden
  • kein Gefühl für vol­le Bla­se vorhanden

2.2 Dauerkatheter

Das sind die klas­si­schen Kathe­ter, die nach Ope­ra­tio­nen am Harn­sys­tem (Harn­bla­se, Nie­ren, Pro­sta­ta, Harn­lei­ter) vom Chir­ur­gen gesetzt wer­den. Sie blei­ben so lan­ge im Kör­per bis sie ent­fernt wer­den. Dau­er­ka­the­ter lei­ten den Urin kon­ti­nu­ier­lich ab. Er fließt durch einen Schlauch in einen Auf­fang­be­häl­ter (Urin­beu­tel).

Vor­tei­le der Dauerkatheter

  • erfor­dern wenig Auf­wand durch das Pflegepersonal
  • kein läs­ti­ger Harndrang
  • kaum Näs­se oder Uringeruch

Nach­tei­le der Dauerkatheter

  • frü­her oder spä­ter stel­len sich Infek­tio­nen ein
  • behin­dern Bewegung
  • Ein­satz und Ent­fer­nung erfor­dert medi­zi­ni­sche Kenntnisse

2.3. Kondomurinale oder Urinalkondome

Uri­nal­kon­do­me sind als Inkon­ti­nenz-Hilfs­mit­tel sind noch rela­tiv wenig bekannt. Im Prin­zip han­delt es sich um Kon­do­me, die an der Spit­ze einen kur­zen Schlauch mit einem Adap­ter tra­gen, an dem ein län­ge­rer Schlauch ange­schlos­sen wer­den kann. Sie wer­den wie ein Kon­dom über den Penis gezo­gen, sam­meln den Urin und lei­ten ihn über den Anschluss an der Spit­ze in einen Urin­beu­tel ab.

Vor­tei­le der Urinalkondome

  • Anle­gen erfor­dert kei­ne medi­zi­ni­schen Kenntnisse
  • auch für häus­li­che Pfle­ge geeignet
  • sehr hautscho­nend, kaum Infektionsgefahr
  • ver­ur­sa­chen kei­ne Schmerzen

Nach­tei­le der Urinalkondome

  • ver­rut­schen leicht
  • Anle­gen schwie­rig, da Erek­ti­on des Penis erforderlich
  • nur für den Ein­mal­ge­brauch geeignet
  • kön­nen nur in Kom­bi­na­ti­on mit Urin­beu­tel ein­ge­setzt werden

2.4. Bettbeutel

Bei die­sen Hilfs­mit­teln han­delt es sich um Urin­beu­tel, die für den sta­tio­nä­ren Ein­satz bestimmt sind. Bett­beu­tel die­nen zum Auf­fan­gen und Sam­meln des Urins aus einem Kathe­ter. Sie tra­gen ihren Namen, weil sie für gewöhn­lich am Bett des Pati­en­ten befes­tigt sind. Bett­beu­tel wer­den über­wie­gend in Kran­ken­häu­sern oder Pfle­ge­hei­men zur Ver­sor­gung bett­lä­ge­ri­ger Pati­en­ten ein­ge­setzt. Gege­be­nen­falls kön­nen sie aber auch vom Pati­en­ten an einem Stän­der mit Rol­len mit­ge­führt wer­den. Am unte­ren Ende haben Bett­beu­tel ein Ven­til, mit dem sie ent­leert wer­den können.

Vor­tei­le der Bettbeutel

  • gro­ße Kapazität
  • Füll­stand deut­lich erkennbar
  • ein­fa­che Entleerung

Nach­tei­le der Bettbeutel

  • nur bedingt für den mobi­len Ein­satz geeignet
  • unäs­the­ti­scher Anblick

2.5. Beinbeutel

Bein­beu­tel sind eine klei­ne Vari­an­te des Urin­beu­tels. Sie wer­den mit Hil­fe von Gur­ten oder Rie­men an einem Bein des Pati­en­ten befes­tigt. Eben­so wie Bett­beu­tel die­nen sie zur Auf­nah­me des Urins aus einem Kathe­ter. Am unte­ren Ende haben sie ein Ven­til, mit dem ihr Inhalt in die Toi­let­te ent­leert wer­den kann.

Vor­tei­le der Beinbeutel

  • ermög­li­chen auch Trä­gern von Dau­er­ka­the­tern vol­le Mobilität
  • las­sen sich unauf­fäl­lig unter der Klei­dung tragen
  • funk­tio­nie­ren auch im Liegen

Nach­tei­le der Beinbeutel

  • rela­tiv klei­ne Kapazität
  • müs­sen regel­mä­ßig ent­leert werden
  • kön­nen sich bei hef­ti­gen Bewe­gun­gen los­rei­ßen oder beschädigt
    werden

Zusammenfassung

Heu­te gibt es Inkon­ti­nenz-Hilfs­mit­tel der ver­schie­dens­ten Art. Kei­nes davon eig­net sich für alle Pati­en­ten und alle Ein­satz­zwe­cke. Wel­ches Hilfs­mit­tel das rich­ti­ge ist, hängt nicht nur von Art und Stär­ke der Inkon­ti­nenz ab, son­dern auch davon, ob der Pati­ent mobil oder bett­lä­ge­rig ist. Ärz­te und Pfle­ge­per­so­nal gewäh­ren eine umfas­sen­de Beratung.

Wei­te­re inter­es­san­te Quelle:
Deut­sche Apo­the­ker Zeitung

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