Peter S., Teil 19: Nachhaltige Gewichtsabnahme
Wenn die Gedanken nach Prostata-OP und Reha- Aufenthalt zur Ruhe kommen, empfehle ich allen übergewichtigen Männern, ihr Körpergewicht in den Griff zu bekommen. Ich bin sehr überrascht, welche Auswirkungen dies auf Inkontinenz und Wohlbefinden hat.
Alles Negative, hat auch immer eine positive Seite…
Zwischen Übergewicht und Inkontinenz besteht ein direkter Zusammenhang. Das zusätzliche Gewicht erhöht den Druck auf den Bauchraum und damit auch auf die Blase. Dadurch wird der Schließmuskel mehr strapaziert und die Inkontinenz verschlechtert sich.
Manchmal muss der Leidensdruck erst hoch genug sein, um etwas mehr auf die Signale des eigenen Körpers zu hören. Eine überlebte Krebserkrankung ist für viele Betroffenen ein Anlass, um seine Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zu überdenken.
In diesem Kolumne-Beitrag möchte ich Ihnen erzählen, was mir geholfen hat und welche Auswirkungen diverse Maßnahmen auf mich hatten.
Meine persönliche Erfahrungen
An anderer Stelle habe ich bereits mehrfach über meine Erlebnisse und Probleme im Zusammenhang mit meiner Prostata Operation (Prostatektomie) und Strahlentherapie geschrieben.
Ein Aspekt spielte dabei bis jetzt kaum eine Rolle: mein Körpergewicht. Bereits vor der OP hatte ich Übergewicht. Da ich durch die Schmerzen und die Inkontinenz weniger aktiv als früher war, nahm ich zu. Schon bald sah ich den Zeitpunkt kommen, an dem ich mich kaum noch richtig konnte, weil ich zu dick geworden wäre.
Heute, ein Jahr später, habe ich es geschafft. Ich habe ca 15 kg abgenommen. Jetzt wiege ich weniger als vor der OP (habe aber mein Normalgewicht noch nicht erreicht)!
Die Wende kam während meiner zweiten Reha
Meine zweite Reha fand im Juli 2019 wieder in Bad Brückenau statt. Während der Zeit nahm ich an einer Ernährungsberatung teil. Die Maßnahme dauerte nur 45 Minuten, hat jedoch mein Leben verändert.
Seitdem nehme ich langsam aber stetig ab, ohne dass ich großen Stress habe oder eine Super-Diät einhalten muss. Ich nehme keinerlei Medikamente ein und gehe auch nicht zu einem Training oder Fitness-Kursen.
Gewichtsabnahme durch Umstellung der Ernährung und Lebensweise
Darin liegt das Geheimnis einer langsamen und erfolgreichen Gewichtsreduktion. Das sind nicht nur eine, sondern ein ganzer Komplex von Maßnahmen.
1. Verzicht auf Alkohol
Von Ausnahmen wie meinem Geburtstag oder Silvester abgesehen, trinke ich keinen Alkohol mehr. Das hat 2 Gründe. Erstens enthalten alkoholische Getränke, besonders süße wie lieblicher Wein, Likör, Cocktails und ähnliches, jede Menge Kalorien. Zweitens regt Alkohol den Appetit an. Der berühmte Bierbauch kommt nicht vom Bier, sondern davon, dass man beim Trinken Appetit aufs Essen bekommt.
2. So wenig Zucker wie möglich
Zum Süßen von Kaffee oder Tee verwende ich Süßstoff-Tabletten. Für Salate und andere Speisen meistens flüssiges Süßungsmittel. Zucker verwende ich nur sehr sparsam. Viele Lebensmittel wie Pizza oder Ketchup enthalten versteckten Zucker. Die esse ich nur selten.
3. Keine Süßigkeiten oder Knabberzeug
Während der Reha habe ich mir das Kuchen essen abgewöhnt. Auch auf Chips, Schokolade, Erdnüsse und andere Leckereien verzichte ich vollkommen. Wenn ich abends beim Fernsehen Hunger habe, esse ich einen Apfel oder eine Orange. Ich habe keine Süßigkeiten im Haus.
4. Drei Mahlzeiten pro Tag
Jeden Tag esse ich nur Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Keine Häppchen zwischendurch. Wenn ich unterwegs bin, mache ich um Fastfood Stände einen großen Bogen. Bei der Heimkehr stecke ich lieber jedes Mal 2 Euro in die Sparbüchse für meinen Urlaub.
5. Abendessen spätestens 17.30 Uhr
Der Ernährungsberater hat dazu erklärt, dass der menschliche Stoffwechsel ab ca. 20 Uhr herunter fährt, weil der Körper sich auf den Schlaf vorbereitet. Dadurch wird aus der aufgenommenen Nahrung weniger Energie gewonnen. Ein großer Teil wird als Fett gespeichert.
Ja! Spät und reichlich essen macht wirklich dick!
6. Weniger essen
Während der Reha hatte ich Zeit, mich an kleinere Portionen zu gewöhnen. Das fiel seinerzeit gar nicht so schwer, weil ich durch diverse Therapien ziemlich beschäftigt war. Dazu kam, dass ich mich beim Essen mit den anderen Patienten oft unterhielt. Dadurch aß ich langsamer und merkte, dass man gar nicht so viel braucht, um satt zu werden.
7. Bewegung an der frischen Luft
Wann immer es das Wetter zulässt, gehe ich spazieren. Dabei versuche ich, so schnell wie möglich zu laufen. Anstatt den Bus zu nehmen, gehe ich zu Fuß. Beim Spazierengehen treffe ich zudem oft Arbeitskollegen oder Bekannte. Das ist eine gute Gelegenheit zu einem kleinen Schwatz. Für mich ist das sehr wichtig, weil ich Single bin und momentan noch nicht wieder arbeite.
Zusammenfassung
Natürlich könnte man noch schneller abnehmen, wenn man Sport treiben würde oder vielleicht auf Fleisch verzichten würde.
Aus meiner Erfahrung muss ich jedoch sagen, dass ich mit meiner Gewichtsreduktion zufrieden bin. Innerhalb von 12 Monaten 15 kg zu verlieren ist keine schlechte Leistung, zumal ich mich dabei wohl fühle. Es gibt ab und zu auch mal Rückschläge, der Trend geht jedoch eindeutig zur Gewichtsreduktion. Wenn es so weiter geht, kann ich in 2 Jahren mein Normalgewicht erreichen.
Ich kann nur alle Personen ermutigen, die Dinge, die man bei der Rehabilitationsmaßnahme erlernt, wirklich dauerhaft umzusetzen. Eine Gewichtsabnahme führt zu verbesserter Lebensqualität und dass sich das Inkontinenz-Leiden verbessert!