MENTOR – Der Erfinder des Kondomurinals für Männer?
Es wird sich kaum noch jemand daran erinnern, dass die Firma MENTOR, Inc. die Urinalkondome von Coloplast erfunden hat. In diesem Beitrag haben wir in der Geschichte der Urinalkondome recherchiert und Erstaunliches entdeckt.
Mentor Worldwide, LLC. – Die Mutter der Urinalkondome
Aufgrund von immer wirkungsvolleren Inkontinenzhilfsmitteln und moderneren Diagnoseverfahren, aber auch durch medienwirksame Aufklärung, entwickelt sich Harn-Inkontinenz immer mehr zu einer offen kommunizierten Volkskrankheit.
Männer und Frauen trauen sich heutzutage häufiger, mit ihrem Arzt darüber zu reden, zeitweise oder dauerhaft die Kontrolle über die Entleerung ihrer Blase verloren zu haben.
Neben den aufsaugenden Inkontinenzhilfsmitteln gibt es auch die weniger bekannten ableitenden Inkontinenzprodukte. Bei der Entwicklung letzterer spielte die Firma Mentor, Worldwide LLC. in den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts eine große Rolle.
Einige Fakten über Mentor Worldwide LLC.
Mentor Worldwide LLC. hat ihren Hauptsitz in Santa Barbara, im US-Bundesstaat Kalifornien. Heute gehört Mentor zu den führenden Herstellern auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie und stellt unter anderem auf Silikon-Gel basierende Brustimplantate her.
Das Produkt trägt den Markennamen MemoryGel® und wurde 2006 von der US Food and Drug Administration (FDA) zugelassen. Ein anderer Bereich der Fertigung sind Produkte, die bei der Fettabsaugung zum Einsatz kommen sowie eine Serie von Hautpflegeprodukten, die auf Niacin (Vitamin B3) basieren.
Das Unternehmen hat um die 2.000 Beschäftigte und macht einen Jahresumsatz von mehr als 300 Mio. US Dollar sowie einen jährlichen Gewinn von mehr als 50 Millionen US Dollar. Die Produkte werden weltweit an Kliniken und Krankenhäuser, aber auch direkt an plastische Chirurgen vermarktet.
Mentor Worldwide LLC ist heute eine Tochtergesellschaft der Firma Ethicon, Inc. LLC heißt übrigens Limited Liability Company – auf deutsch: Gesellschaft mit beschränkter Haftung.
Die Geschichte von Mentor Worldwide LLC
Die Firma Mentor, Inc. wurde im Jahr 1969 in Minnesota gegründet. Treibende Kraft und eine der wichtigsten Quellen für den Erfolg des Unternehmens ist Chris Conway, der seine Karriere im Jahr 1965 als Forschungsassistent an der medizinischen Fakultät der Universität Minnesota im Bereich Neurologie begann.
Im Jahr 1969 entwickelte er zusammen mit seinem Kollegen Eugene Clover eine Art Schrittmacher für die Harnblase, das ähnliche Prinzipien wie ein Herzschrittmacher verwendete. Mit dieser Erfindung als Basis wollten die beiden sich selbständig machen.
Dazu baten Sie jedoch ihren Nachbarn, Tom Hauser, um Hilfe, der Marketing Spezialist bei Honeywell war. Später gesellte sich noch der Assistenz-Professor der Neurologie Gerald Timm zum Team. Gemeinsam gründeten sie die Firma »Mentor Corporation«.
Anfänglich sah es so aus, als würde Mentor bald wieder pleite gehen, denn ihr neues Produkt, der Blasen-Schrittmacher, fand keine Käufer. Im letzten Moment gelang es Conway, das Ruder herumzureißen und einen neuen Kurs einzuschlagen, der geschäftlichen Erfolg brachte.
Anstatt vollkommen neue Produkte zu entwickeln, die sich erst durchsetzen mussten, entschloss er sich, seine Kreativität lieber darauf zu konzentrieren, bestehende Produkte zu verbessern.
Das erste dieser Produkte war ein neues, verbessertes Einmal-Katheter mit dem Namen Mentor Urisan, das bei den Käufern sehr gefragt war. Die Firma schrieb schwarze Zahlen und wuchs langsam aber stetig.
Zu Beginn der achtziger Jahre erzielte Mentor einen Jahresumsatz von 3 Millionen US Dollar und beschäftigte 25 Mitarbeiter. Das Wachstum beschleunigte sich, als Mentor begann, Produkte für die plastische Chirurgie zu entwickeln, die bis heute ca. 50 Prozent des Sortiments ausmachen. Das erste Produkt war eine implantierbare Penis-Prothese für die Behandlung von erektiler Dysfunktion.
Die Prothese erhielt 1983 die Zulassung durch die FDA. Das Sortiment im Bereich plastische Chirurgie wurde 1984 durch den Erwerb der Firma Heyer-Schulte erweitert, die größtenteils Brustimplantate herstellte. Dadurch verdoppelte sich Mentors Umsatz auf einen Schlag und das Fertigungsprogramm wurde viel breiter aufgestellt. Nach dem Kauf von Heyer-Schulte zog Mentor in dessen ehemaligen Hauptsitz in Santa Barbara um, behielt und erweiterte jedoch die ursprüngliche Produktionsstätte in Minnesota.
Ebenfalls in den achtziger Jahren entwickelte Mentor eine Reihe von selbsthaftende externen Kathetern auch Urinalkondome genannt, die sehr erfolgreich waren. Basierend auf diesen Erfolg entwickelte Mentor normale Kondome für den Alltag, die aber floppten.
Wesentlich besser war dagegen der Erwerb der Arcon Corporation, ein Hersteller von Kathetern aus Latex und der Polymer Technologies Corporation, die medizinisches Silikon produzierte. Dadurch sicherte sich Mentor eine solide Grundlage für seine spätere Produktion.
Zu Beginn der neunziger Jahre war der Jahresumsatz von Mentor auf 50 Millionen US Dollar gewachsen. Im Jahr 1990 erwarb Mentor die Firma Mentor O&O’s, die nur zufällig denselben Namen trug. Das beste Produkt des Neuerwerbs war Polytef, ein Material, das injiziert werden konnte und in der Augenheilkunde eingesetzt wurde. Dadurch konnte Mentor sein Sortiment noch mehr erweitern Der Trend wurde durch den Erwerb der Firma Teknar, Inc., einem Hersteller von Ultraschallgeräten für die Augenheilkunde und die Urologie.
In den folgenden Jahren durchlief Mentor eine Phase der Konsolidierung und Umstrukturierung. Gegen Ende dieser Phase wurde Mentor H/S Inc. als eigenständiger Bereich für die plastische Chirurgie gegründet, gefolgt von Mentor Urologie. Während dieser Zeit expandierte das Unternehmen international und eröffnete Verkaufsbüros in Deutschland, Großbritannien, Australien und Kanada. In den Niederlanden wurde 1994 die erste europäische Produktionsstätte eröffnet.
Die Umstrukturierung betraf auch die USA. Einige Werke wurden geschlossen und die Fertigung nach Minneapolis und Dallas verlagert.
Im selben Jahr kaufte Mentor die Produktlinie intraokulärer Linsen von der Optical Radiation Corporation. Mit Hilfe dieses Neuerwerbs konnte Mentor Augenärzten eine ganze Reihe von Produkten zur Behandlung von grauen Star anbieten.
Am Ende der neunziger Jahre zeigte besonders der Bereich plastische Chirurgie ein starkes Wachstum von mehr als 20 Prozent pro Jahre. Im Bereich Brustimplantate wurde Mentor zum Marktführer und erreichte einen Marktanteil von 55 Prozent.
Im Jahre 2006 verkaufte MENTOR seine komplette Urologie-Sparte, inklusive der Urinalkondome und Katheter an die dänische Firma Coloplast.
Anfang 2009 wurde Mentor an die Firma Johnson & Johnson verkauft, behielt aber weiter seiner kommerzielle Selbstständigkeit. Mentor muss ist heute der Ethicon, Inc. Rechenschaft schuldig, eine Firma, die ebenfalls zu Johnson & Johnson gehört. Die Muttergesellschaft vermarktet Mentors Brustimplantate in Indien unter dem Namen MentorConfidence.
Ehemalige Produkte der Mentor, Inc.
Urinalkondome / Kondomurinale (Self-Adhering Male External Catheter)
Die Firma bot bis zum Verkauf an Coloplast folgende Urinalkondome an:
- Active Cath – aus Latex
- Freedom Cath – aus Latex
- Clear Advantage – aus Silikon
Katheter
- Self Cath Intermittent Catheter
- Self Cath Plus Hydrophilic Catheter
- Mentor Coude Catheter