Impotenz nach einer Prostata-OP: Wie häufig kommt es dazu?
Erektionsstörungen nach operativer Entfernung der Prostata
Prostatakrebs ist in Deutschland mit mehr als 58.000 Fällen und über 25 Prozent aller Krebserkrankungen die häufigste Krebserkrankung des Mannes.
Trotz der verbesserten Methoden zur Früherkennung passiert es immer wieder, dass der Krebs nicht rechtzeitig entdeckt wird. Das liegt daran, dass er lange keine Symptome zeigt und oft nur durch Zufall festgestellt wird.
Wenn der Krebs schon weit fortgeschritten ist, helfen nur noch 2 Behandlungsmethoden: entweder eine operative Entfernung der Prostata (Prostatektomie) oder das Abtöten der Krebszellen durch Bestrahlung. Sofern der Krebs noch keine Metastasen gebildet hat, lässt er sich damit erfolgreich bekämpfen.
Folgeerscheinung Inkontinenz und Impotenz
Auf diese Folgeerscheinungen einer Operation oder Bestrahlung gehen die Urologen normalerweise gar nicht weiter ein, um den Patienten nicht zu beunruhigen. Ihnen geht es schließlich darum, den Patienten zu heilen und die Krebszellen zu beseitigen oder abzutöten.
Die meisten Patienten sehen sich jedoch nach der Behandlung mit der Tatsache konfrontiert, dass sie eine Harninkontinenz haben und impotent geworden sind. Bei einer radikalen Entfernung der Prostata beträgt die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit einer ED (erektile Dysfunktion – Impotenz) ca. 80 Prozent.
Bei einer Bestrahlung liegt das Risiko bei 50 – 60 Prozent. Dort tritt die Impotenz in der Regel jedoch erst 6 – 12 Monate nach der Bestrahlung auf, weil das Nervengewebe durch die radioaktiven Strahlen zum Absterben gebracht wird.
Bei jedem Patienten ist das Risiko anders. Es kommt darauf an, wo das Karzinom sitzt und wie groß es bereits ist. Manchmal gelingt es, zumindest einen Teil der Nerven, die zur Erektion notwendig sind, zu erhalten. Manchmal müssen die Nerven durchtrennt werden. Das kann der Chirurg erst während der Operation sehen.
Wird der Prostatakrebs nicht behandelt, verläuft er in der Regel tödlich.
Gibt es alternative Methoden der Krebstherapie?
Bei einer Recherche im Internet stößt man auf eine Reihe alternativer Verfahren, die schonender sind als eine Prostatektomie oder eine Bestrahlung. Sie geben vor, die Krebszellen punktuell zu entfernen und das umliegende Gewebe zu schonen. Dadurch wird die Potenz erhalten.
Die Anbieter solcher Verfahren verschweigen jedoch, 2 wichtige Tatsachen. Die Verfahren sind experimentell und werden von der GKV nicht als Therapie anerkannt. Das bedeutet, der Patient muss die Kosten aus eigener Tasche bezahlen (>20.000 €). Durch die punktuelle Beseitigung der Krebszellen besteht die Gefahr, dass einige übersehen werden und der Krebs nach Abschluss der Behandlung zurückkehrt.
Bewährte Methoden zur Therapie der Impotenz
Es gibt mehrere Methoden zur Behandlung der Impotenz. Dabei ist es wichtig, dass die Therapie möglichst rasch nach dem Eingriff erfolgen sollte. Erfolgt über längere Zeit keine Erektion, bilden sich die Muskeln, die zur Erektion nötig sind, zurück.
Dazu haben sich vor allem 3 Verfahren bewährt:
- Potenzmittel wie Viagra, Cialis, Levitra und Ähnliches
- Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT)
- Vakuumpumpe (Penispumpe)
Am einfachsten und bequemsten ist die Therapie mit Potenzmitteln. Allerdings sprechen ca. 30 Prozent der Patienten nicht darauf an. Damit die Potenzmittel wirken können, müssen die Nerven zumindest noch teilweise erhalten sein. Zwar übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Potenzmittel nicht, aber seit das Patent für Viagra ausgelaufen ist, bieten auch viele deutsche Hersteller günstige generische Präparate an.
Wenn Potenzmittel nicht helfen, hat sich die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie bewährt. Bei dieser Methode wird ein Mittel direkt in die Schwellkörper des Penis gespritzt. Es verbessert die Blutzufuhr in die Schwellkörper und führt zur Erektion. Der Patient muss die Methode unter Aufsicht eines Arztes lernen. Richtig angewandt sollen die Spritzen wegen der dünnen Nadeln fast schmerzfrei sein. Diese Methode ist aber wenig beliebt. Sie ist umständlich und die Spritzen sind teuer. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Zudem besteht die Gefahr eines Priapismus, einer Erektion, die nicht abklingt und zur dauerhaften Schädigung des Penis führen kann.
Die Penispumpe, auch Vakuumpumpe genannt, ist die einzige Option, deren Kosten von den Krankenkassen übernommen werden. Sie arbeitet nach rein physikalischen Prinzipien: Ein durchsichtiger Zylinder aus Glas oder Kunststoff wird über den Penis gestülpt. Mit einem Elektromotor oder per Hand wird die Luft abgepumpt, sodass sich im Zylinder ein Vakuum bildet. Das führt dazu, dass Blut in den Penis strömt und eine Erektion stattfindet. Zwar hält die Wirkung nicht lange an, die Penispumpe ist aber ein gutes Gerät zum Training der Schwellkörper.
Was tun, wenn gar nichts mehr hilft?
Sollte sich auch nach längerer Zeit keine Erektion einstellen, ist dies kein Grund zur Panik. Es gibt auch Methoden beim Sex, bei denen nicht unbedingt eine Erektion erforderlich sind. Dazu gehören beispielsweise Handentspannung oder auch Oralsex. Wichtig ist, dass der Partner Verständnis zeigt und kooperiert. Gemeinsam lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit eine Lösung des Problems finden.
Unter Umständen kann ein Pärchen gemeinsam eine Beratung bei einem geschulten Therapeuten in Anspruch nehmen. Der Fachmann kann ihnen Wege und Mittel zeigen, trotz Impotenz ein erfülltes Liebesleben zu haben. Das Wichtigste ist immer noch, dass die Behandlung erfolgreich war und der Krebs besiegt ist.
Im Vergleich dazu ist eine Impotenz nur ein Problem mit vergleichsweise untergeordneter Bedeutung. Gemeinsam findet man einen Weg, um das Beste aus dem Zustand zu machen.