Inkontinenz & Impotenz: Die größten Tabus der Männer
Die Prostata ist wichtig für die Potenz
Die Erkrankungen Inkontinenz und Impotenz sind häufiger als gemeinhin angenommen wird. Das liegt daran, dass die Mehrzahl der Betroffenen nicht darüber spricht.
Welcher Mann gibt schon gern zu, dass er seinen Urin nicht halten kann und sein männliches Teil plötzlich nicht mehr sein „bester Freund“ ist?
In diesem Ratgeber gehen wir auf die Tabuthemen etwas genauer ein und ziehen zwischen beiden Krankheitsbildern Parallelen. Oftmals haben sie sogar die selber Ursache.
Der Zusammenhang zwischen Inkontinenz und Impotenz
Zwischen beiden Problemen “Erektionsstörungen” und “Blasenentleerungsstörungen” besteht in der Tat ein Zusammenhang. Die beiden Symptome sind die beiden am häufigsten vorkommenden „Kollateralschäden“ nach einer radikalen Prostatektomie, der vollständigen operativen Entfernung der Prostata.
Die Operation wird für gewöhnlich zur Behandlung von Prostatakrebs ergriffen. Um an die Prostata zu gelangen, muss der innere Schließmuskel der Harnblase durchtrennt werden. Als Folge des Eingriffs kommt es zumindest vorübergehend zu einer Harninkontinenz.
Sie kann durch Beckenbodentraining und Elektrostimulation überwunden werden. Durch die Übungen wird der äußere Schließmuskel trainiert und übernimmt die Funktion des inneren Muskels.
Die zweite Folge einer radikalen Prostatektomie (RP) ist Impotenz. Sie entsteht, weil während des Eingriffs das Nervengeflecht, das zur Erektion notwendig ist, beschädigt wird.
Diese Nerven umhüllen die Prostata wie ein hauchzartes Netz. Heutige Operationsmethoden, zum Beispiel die roboterassistierte Operation wie die da-Vince-Methode sind viel schonender als früher. War noch vor einiger Zeit eine Impotenz fast unvermeidlich, beträgt heute die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Impotenz nach der OP „nur“ noch 20 – 40 Prozent.
Für Männer, die nach der Prostataoperation impotent geworden sind, ist das ein schwacher Trost. Zur Verteidigung der Ärzte muss gesagt werden, dass sie oft keine Wahl haben, als das Nervengeflecht zu durchtrennen. Es kommt darauf an, wie groß der Tumor ist und wo er sich befindet.
Oftmals bleibt keine andere Wahl, das Nervengewebe zu zerstören, um den Krebs zu beseitigen. Es kommt jedoch auch vor, dass die Potenz plötzlich wieder da ist. Das kann passieren, wenn sich das Nervengewebe nach der Operation wieder erholt hat.
Manche Patienten hatten mehr als ein Jahr nach dem Eingriff auf einmal wieder eine Erektion.
Wäre eine Strahlentherapie dann nicht besser?
Die Strahlentherapie als zweite anerkannte Methode zur Therapie von Prostatakrebs hat letztendlich auch Impotenz zur Folge, weil durch die Bestrahlung das Nervengewebe rund um die Prostata abstirbt. Das passiert schleichend und zeigt sich erst mehrere Monate nach dem Ende der Behandlung.
Direkter Zusammenhang zwischen Inkontinenz und Impotenz
Inkontinenz kann als psychologische Folge auch Impotenz verursachen. Bei den meisten Männern leidet das Selbstwertgefühl stark, wenn sie aufgrund einer Harninkontinenz auf einmal Windeln tragen müssen.
Dazu kommt, dass durch die Inkontinenz die Intimhygiene enorm erschwert wird. Betroffene müssten sich praktisch mehrmals pro Stunde den Intimbereich waschen, um unangenehme Gerüche zu vermeiden. Zudem begünstigen die feuchtwarmen Bedingungen, die auf der Haut unter den Vorlagen oder Pants herrschen, die Entstehung von Hautpilzen.
Diese befallen besonders häufig die Eichel, bilden dort einen Belag und verursachen einen fast unerträglichen Juckreiz. All das kann zusammen dazu beitragen, dass dem Betroffenen die Lust auf Sex gründlich vergeht. Die Einstellung kann durch das Unverständnis der Partnerin oder gar offene Ablehnung noch verstärkt werden.
Was können Betroffene tun?
Sowohl Inkontinenz als auch Impotenz lassen sich behandeln. Welche Verfahren sich am besten eignen, ist bei jedem Patienten anders. Die Therapie sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Betroffene können die Behandlung durch eine Reihe von Maßnahmen unterstützen:
- Gewichtsverlust
- tägliche Bewegung an der frischen Luft
- gesunde Ernährung
- Reduzierung von Zucker und Fett in der Nahrung
- Verzicht auf Alkohol und Nikotin
- ausreichender Schlaf
- geregelter Tagesablauf
Welche Maßnahmen helfen bei Impotenz?
Als beste Option werden Potenzpillen, die Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil und andere PDE‑5 Hemmer enthalten, empfohlen. Wenn das Nervengewebe aber beschädigt oder abgestorben ist, sind diese Medikamente ohne Wirkung.
In solchen Fällen helfen die Verfahren SKAT oder MUSE. Bei SKAT wird ein Medikament direkt in die Schwellkörper des Penis gespritzt, bei MUSE wird ein Stäbchen mit dem Wirkstoff in die Harnröhre mittels eines Applikators eingeführt. Allerdings übernimmt die GKV (Gesetzliche Krankenversicherung) die Kosten der Medikamente nicht.
Beide Verfahren, SKAT und MUSE, muss der Patient unter Anleitung des Arztes erlernen, damit er es zu Hause selbstständig durchführen kann. Bei Überdosierung besteht die Gefahr einer Dauererektion.
Am besten ist immer noch eine Penispumpe. Die Wirkung ist anerkannt und die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. Die tägliche Anwendung der Penispumpe ist Training für den Penis. Hierbei wird die Durchblutung verbessert. Als Folge davon verbessert sich auch die Erektionsfähigkeit.
Was steht es um Schwellkörper-Implantate?
Es können Implantate in den Penis eingesetzt werden, die eine künstliche Erektion hervorrufen. Die Methode ist jedoch umstritten, weil sie Risiken birgt. Außerdem handelt es sich um eine kosmetische Operation, deren Kosten nicht von der Krankenkasse übernommen werden. Daher ist diese Option in der Regel nicht zu empfehlen.
Inkontinenz & Impotenz – häufige Folgen einer Therapie gegen Prostatakrebs
Prostatakrebs ist der häufigste Krebs bei Männern. Ohne Behandlung verläuft er nicht selten tödlich. Daher ist eine Behandlung auf jeden Fall anzuraten.
Als deren Folge stellen sich jedoch in vielen Fällen Inkontinenz und Impotenz ein. Beide Probleme lassen sich aber relativ gut behandeln. Für Betroffene besteht kein Grund, schweigend zu leiden. Der Urologe oder der Hausarzt weiß Rat und kann eine geeignete Therapie vorschlagen.
Patienten können durch eine gesunde Lebensweise selbst zum Erfolg der Therapie beitragen. Mindestens ebenso wichtig ist ein verständnisvoller Partner.