Die Geschichte der Urinalkondome
Rollstuhlfahrer, Taucher und Piloten kennen und schätzen die Urinalkondome, welche auch Rolltrichter oder Komdomurinale genannt werden. Wir haben eine umfangreiche Recherche angestellt und hier die Meilensteine der Entwicklung des Urinalkondoms zusammengetragen.
Wie entstand das Kondom-Urinal?
Das Kondomurinal führt, zumindest in Deutschland, bei der Behandlung von Harn-Inkontinenz noch eine stiefmütterliche Rolle. Die Produkte sind unter vielen Namen bekannt, darunter externer Katheter, Rolltrichter, »Urinalkatheter für Männer« oder auch »selbstklebender Katheter«.
Da der Erfinder des Kondomurinals aus den USA kommt und dort ein Patent bekam, wird es im englischsprachigen Raum »self-adhesive male external catheter« oder einfach nur »male external catheter« genannt. Übersetzt bedeutet dies »externer Katheter für Männer«. Diesen gibt es als selbstklebende Variante – bzw. als nicht-selbstklebende, die man mit Hautkleber fixiert.
Urinalkondome gehören zur Kategorie der ableitenden Inkontinenz Hilfsmittel und werden bei Männern mit mittlerer bis schwerer Inkontinenz eingesetzt.
Was ist ein externer Katheter / Urinalkondom?
Ein externer Katheter wird zur Behandlung von Harn-Inkontinenz bei Männern verwendet. Der deutschsprachige Ausdruck »Urinalkondom« verrät seinen Einsatzzweck im Grunde genommen bereits. Es handelt sich um eine Art Schlauch, der wie ein handelsübliches Kondom über den Penis abgerollt wird.
An der Spitze befindet sich ein Schlauchansatz, an den ein Bein- oder Bettbeutel angeschlossen werden kann. Kondomurinale bestehen aus Latex, Silikon oder Polymeren und sind zur besseren Kontrolle der Haut meist transparent.
Viele externe Katheter sind als selbstklebender Katheter (self-adhesive male external catheter) gefertigt. Andere halten mithilfe von Hautkleber oder Haftstreifen. Alle Urinkatheter für Männer, egal ob mit Haftstreifen, Hautkleber oder selbstklebende Katheter, haben ihre Vor- und Nachteile.
Wer ist der Erfinder des Externen Katheters für Männer?
Das Thema »Erfindung des Urinakondoms« ist so spannend wie ein Krimi. Denn bis heute ist nicht eindeutig klar, wer den nun der wahre Erfinder ist.
Haupsächlich waren drei große, US-amerikanische Hersteller für die Herstellung “externer Urinkatheter” verwickelt. Es handelt sich um die Firmen Mentor, Hollister und Rochester Medical. Bei vielen gilt der CEO von Mentor, Chris Conway, als Erfinder des Kondomurinals. Interessant ist aber, dass 3 leitenden Manager von Rochester Medical ebenfalls den Namen Conway tragen, weil sie Chris´ Brüder sind.
Das erste Patent für einen »male external catheter« (externer Urinkatheter für Männer) wurde in den USA Anfang 1981 von der Firma Hollister beantragt. Das Patent wurde wenig später auch gewährt.
Es gab jedoch schon eher Vorläufer für externe Katheter. Bis heute werden in der militärischen Luftfahrt »Rolltrichter« verwendet, weil es in Kampfjets keine Toilette gibt. Bei diesen UCD (urine collection device) wird ein Rolltrichter mit Hautkleber oder Haftstreifen am Penis befestigt und dient der Ableitung des Urins. Vermutlich dienten diese “piddle packs” (so der Spottname) als Inspiration für das Kondomurinal.
Auch Segelflieger und Taucher benutzen gerne Urinalkondome, die sie Urinalventile oder Einwegurinal nennen.
Welche self-adhesive male external catheter gibt es?
Die achtziger Jahre
Kurz nachdem 1981 das Patent erteilt wurde, bestand ein externer Katheter zunächst aus Naturkautschuk, umgangssprachlich auch Latex genannt. Das war jedoch kein selbstklebender Katheter, sondern er haftet mithilfe von Hautkleber oder Haftstreifen.
Weil Latex ein Naturprodukt ist, wurden diese externen Urinkatheter »natural male external catheter« genannt. Sie sind besonders für Patienten geeignet, bei denen das Kondomurinal mehrmals täglich gewechselt werden muss. Natural male external catheter mit Hautkleber (oder meist Haftstreifen) werden bis heute produziert, bestehen aber oft aus weichem Silikon.
Ebenfalls in den achtziger Jahren wurden die ersten active catheter entwickelt. Das ist ein externer Katheter, dessen Spitze aktiv gesteuert werden kann. Im Gegensatz zum Kondomurinal können damit beispielsweise kleinere Eingriffe vorgenommen werden. Active Caths werden bei Blasenspiegelungen und der Behandlung von Blasentumoren eingesetzt.
Die neunziger Jahre
In den neunziger Jahren begann das Zeitalter des Silikons. Es wurde notwendig, Rolltrichter aus dem neuen Werkstoff zu entwickeln, weil sowohl bei Patienten als auch beim Pflegepersonal immer mehr Fälle von Latexallergie auftraten.
Medizinisches Silikon erfüllte alle Anforderungen, die an self-adhesive male external catheter gestellt werden. Es verursacht keine Allergien, ist hautfreundlich mechanisch widerstandsfähiger als Latex und wird nicht so schnell von Chemikalien angegriffen.
Zu dieser Zeit entstanden Produktlinien, die teilweise bis heute noch gefertigt werden:
- Freedom Cath
- Ultraflex externer Katheter
- Wideband Kondomurinal
- Pop On selbstklebender Katheter
- Spirit Style 1, 2 und 3 male external catheter – auch mit Hydrocolloid- Beschichtung
- Ultraflex, Wideband und Popon durch verschiedene Vertriebsorganisationen
Nach der Jahrtausendwende
Erfinder arbeiteten unentwegt an der Verbesserung der selbstklebenden Katheter und so manches Patent wurde dafür erteilt. Hauptsächlich kommen heutzutage die sogenannten »self-adhesive male external catheter« mit integriertem Hautkleber zum Einsatz.
Neben den Klassikern aus Latex und medizinisches Silikon, kommen verstärkt synthetische Werkstoffe wie Polymere, beispielsweise Polyurethan oder thermoplastisches Elastomer zum Einsatz.
Zwischenzeitlich wurde die Firma Rochester Medical im Jahr 2006 an die Firma C.R. BARD verkauft [Link]. BARD selbst wurde 10 Jahre später vom Pharmakonzern BD (Becton Dickinson) geschluckt.
Speziell in Deutschland ist die Firma Manfred Sauer auf dem Vormarsch und produziert innovative und sehr hochwertige, ableitende Inkontinenzprodukte.
Zu den Produktlinien bekannter Hersteller wie Hollister, Coloplast und Rochester Medical gehören unter anderem:
- Coloplast Conveen
- Coloplast Conveen Optima
- Sauer Comfort
- Sauer Anti-Allergen
Zusammenfassung
In der Geschichte der Urinalkondome gab es mehr als ein Patent. Zwar ist bis heute nicht endgültig geklärt, wer “der” Erfinder selbstklebender Katheter ist – aber das Produkt hat sich bis heute millionenfach in Krankenhäusern, Kliniken, Pflegeheimen und in der häuslichen Pflege bewährt.
Kondomurinale ermöglichen inkontinenten Männern, ein Stück Lebensqualität zurückzugewinnen. Vom einfachen Rolltrichter bis zum modernen, externen Urinkatheter trugen viele Erfinder zur Weiterentwicklung und Verbesserung der »self-adhesive male external catheter« bei.
Sie lassen sich leicht anlegen und entfernen, sind hygienisch, diskret und verursachen keine Schmerzen. Trotzdem ist ein selbstklebender Katheter oder externer Katheter mit Hautkleber oder Haftstreifen in Deutschland noch wenig gebräuchlich, obwohl externe Urinkatheter für Männer im Vergleich zu anderen Inkontinenz-Hilfsmitteln viele Vorteile haben.
Es bleibt zu hoffen, dass sich externe Urinkatheter für Männer doch noch durchsetzen werden.
Als sehr praktisch hat sich übrigens die urisan Applikationshilfe bewährt.
Quellen:
- Mentor Corporation History
- Method of making a male catheter
- Rochester Medical closes 2 acquisitions
- Rochester Medical beginnt mit der Produktion
- Rochester Medical Company History
- C.R. BARD kauft Rochester Medical
- Becton Dickinson übernimmt C R Bard
- Das Kondom-Urinal – Oft Stiefkind in der Hilfsmittelversorgung bei Inkontinenz
- Geschichte des Katheters